“Teile der CDU fremdeln offenbar noch immer mit Althusmann.“

Das hatte sich Bernd Althusmann vermutlich etwas anders vorgestellt. Mit 83 Prozent der Stimmen bei seiner Wiederwahl zum Parteichef, bei denen die CDU Enthaltungen noch rausrechnet, blieb die Nummer 1 der Niedersachsen-CDU deutlich hinter den meisten Erwartungen zurück. Dabei hatte seine Rede beim Braunschweiger Parteitag handfeste Belege dafür geboten, dass die CDU in der Großen Koalition mit der SPD auf Augenhöhe mitregiert.

Althusmann nährte auch die Aussicht, bei der Wahl 2022 wieder an die Spitze der Landespolitik zurückzukehren. Sein Mittelkurs, ohne Andienen bei Rechts und kokettes Liebäugeln mit Links, kommt an und entspricht der Niedersachsen-CDU. Wenn es also an den Inhalten nicht liegt, kommt notgedrungen der Spitzenmann selbst ins Spiel. Althusmann will die CDU 2022 nach der Niederlage 2017 im zweiten Anlauf zurück in die Staatskanzlei führen. Dort sitzt der Ministerpräsident, und der heißt Stephan Weil (SPD). Jene 61 Stimmen, die beim Parteitag gegen Althusmann stimmten, dazu jene 10 Skeptiker, die sich enthielten, sind nicht nur die Quittung für eine verpatzte Wahl. Nicht mehr die stärkste Partei im Land zu sein, trifft die CDU ins Mark. Es sind auch nicht nur die Stimmen Enttäuschter und Übergangener, die nicht wurden, was sie werden wollten. Mit dem Ergebnis steht die Frage im Raum, ob Althusmann der Richtige ist gegen den bodenständigen und bürgernahen, aber cleveren Strategen Weil. Teile der CDU fremdeln offenbar immer noch mit Althusmann. Wenn es den Niedersachsen genauso geht, hat die CDU ein Problem. 83 Prozent nach einer verlorenen Wahl sind kein Unglück. Aber eine Mahnung.