“Tatsächlich liegt es jetzt bei den Nutzern, mit den neuen Werkzeugen zu prüfen, wieviel Zeit sie tatsächlich am Handy verbringen.“

Der Satz „Jetzt leg doch mal das Handy weg“ wird wohl jeden Tag millionenfach in Deutschland ausgesprochen. Gedanken machen sich deshalb die wenigsten. Welchen Stellenwert das Smartphone hat, fällt erst auf, wenn es fehlt. Wer geschworen hat, dass ihm der technische Schnickschnack eigentlich nichts bedeutet, ist dann doch völlig aufgelöst, wenn das Telefon im Taxi vergessen oder im Pool versenkt wurde.

Ab Herbst bieten die Hersteller Funktionen, mit denen Nutzer ihre Zeit am Smartphone verringern können. Pure Menschenfreundlichkeit steckt sicher nicht dahinter. Dass die Weltgesundheitsorganisation WHO vor Wochen nach langer Debatte Videospielsucht als Krankheit anerkannt hat, schon eher. Bei Videospielsüchtigen, zeigen Untersuchungen, laufen ganz ähnliche Prozesse im Hirn ab wie bei Alkoholkranken oder starken Rauchern. So eine Wirkung wird von Forschern auch für soziale Netzwerke angenommen. An diesen Mechanismen tragen Smartphones zwar keine Schuld – sie sind aber die Plattform, die es erst erlaubt, auch zu den unpassendsten Zeiten zu schauen, wer unsere Twitternachricht verbreitet hat. Und die Vorstellung, dass Gesundheitspolitiker auf die Idee kommen, Jugendlichen die Nutzung von Smartphones ganz zu verbieten, dürfte Technik-Managern den Angstschweiß auf die Stirn treiben.

Mit solchen Verboten ist wohl nicht zu rechnen. Tatsächlich liegt es jetzt bei den Nutzern, mit den neuen Werkzeugen zu prüfen, wieviel Zeit sie tatsächlich am Handy verbringen. Sie sollten es als Chance begreifen, wenn das Smartphone künftig sagt „Leg doch mal dein Handy weg“.