„Die Arbeitsbedingungen bei Ryanair, die besonders billige Flugtickets möglich machen, sind bekannt.“

Noch im vergangenen Jahr tönte Ryanair-Chef Michael O’Leary in seiner großspurigen Art, eher friere die Hölle zu und er hacke sich die eigenen Arme ab, bevor er mit Gewerkschaften spreche.

Monate später musste sich sein Unternehmen doch mit den Arbeitnehmervertretern auseinandersetzen. Zwar verpuffte der Warnstreik der deutschen Piloten Ende des vergangenen Jahres noch weitgehend ohne Folgen. Doch nun zeigt diese Berufsgruppe auch dem irischen Billigflieger, welche Macht sie hat.

Zehntausende Urlauber werden am Freitag an Flughäfen festsitzen. Viele von ihnen wohl auch an den Folgetagen, bis Ryanair ihnen einen Ausweichflug anbieten kann. Sie werden die Piloten verdammen.

Jetzt, mitten in der Urlaubszeit, könnte der Schaden für die Fluggesellschaft kaum größer sein. Das wissen die Piloten natürlich, die gerade europaweit zum Arbeitskampf bei Ryanair blasen. Damit ein Streik wirksam ist, muss er irgendwen treffen.

So verständlich der Frust und die Wut der Reisenden sind, so sind es auch die Forderungen der Piloten.

Hier geht es nicht um abgehobene Gehaltsforderungen einer elitären Berufsgruppe. Die zweifelhaften Arbeitsbedingungen bei Ryanair, die besonders billige Flugtickets möglich machen, sind seit Jahren bekannt. Jetzt, in einer Boomphase der europäischen Luftfahrt, mit akutem Personalmangel, haben die Piloten und Flugbegleiter einen Hebel, daran etwas zu ändern.

„No frills“, keine Kinkerlitzchen, lautet das Konzept, um die Kosten bei Ryanair klein zu halten. Tomatensaft oder auch nur ein Wasser kosten extra, genauso das Mitnehmen von Handgepäck in die Flugzeugkabine. Der Billigflieger nutzt alle Tricks, um zusätzliche Einnahmen zu generieren.

Doch Ryanair setzt eben auch auf besonders niedrige Kosten beim Personal. Das bekommen Airline und Kunden nun zu spüren – nicht zum letzten Mal in diesem Sommer, sollten die Iren nicht einlenken.