“Alle hoffen, dass sich Griechenland dann wieder zu vertretbaren Konditionen am Kapitalmarkt refinanzieren kann.“

Für den griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras ist das Ergebnis des Eurogruppen-Treffens vom Donnerstagabend in Luxemburg der wichtigste politische Erfolg seit seinem Amtsantritt im Jahr 2015. Er kann nun endlich wahr machen, was er seinen Wählern schon damals versprach: Griechenland löst sich vom Tropf der Hilfskredite und lässt die Krise hinter sich.

Auch die internationalen Geldgeber sind erleichtert. Das achtjährige Drama um Griechenland, in dessen Verlauf das Land mindestens dreimal am Abgrund des Staatsbankrotts stand, findet doch noch ein gutes Ende – wer hätte das gedacht.

Das Zittern vor einer griechischen Staatspleite, die andere schwächelnde Euro-Länder mitreißen könnte, ist damit erst einmal vorbei. Dank des jetzt aufgebauten Liquiditätspolsters ist Athen bis Mitte 2020 durchfinanziert.

Alle hoffen, dass sich Griechenland dann wieder zu vertretbaren Konditionen am Kapitalmarkt refinanzieren kann. Noch ist dieser Punkt aber nicht erreicht, wie die hohen Risikozuschläge zeigen, mit denen sich die Anleger Investitionen in griechische Schuldtitel belohnen lassen.

Bei der Konsolidierung der öffentlichen Finanzen hat Griechenland in den vergangenen Jahren zwar größere Erfolge vorzuweisen als alle anderen Euro-Problemstaaten. Und die jetzt von den europäischen Gläubigern beschlossenen Schuldenerleichterungen sind eine wichtige Hilfe.

Aber Griechenland ist mit seinen Reformen und den Einsparungen noch immer nicht am Ziel. An den Finanzmärkten kämpft das Land weiterhin mit einem Vertrauensdefizit.

Es liegt jetzt an Athen, die verbliebenen Zweifel auszuräumen. Das Schlüsselwort lautet dabei: Wachstum. Die Regierung muss konsequent auf dem eingeschlagenen Reformkurs bleiben, an der fiskalischen Disziplin festhalten, Investitionen fördern und so das Fundament für einen nachhaltigen Aufschwung legen. Sonst könnte Griechenland schon in wenigen Jahren wieder in die Schuldenfalle rutschen.