„Die Fans werden gemeinsam schreien und weinen, lachen und schimpfen, sie werden diskutieren.“

Seit Donnerstag, 17 Uhr, rollt der Ball wieder. Fußball-WM-Zeit. Viereinhalb Wochen voller Emotionen, voller unvergesslicher Momente, die in unserem Land viele Millionen, weltweit gar mehr als eine Milliarde Menschen vor die Fernsehschirme locken werden zu Hause, auf Plätzen, in Kneipen und Gärten. Fußball verbindet, jeder versteht ihn, das Runde muss ins Eckige. Die Fans werden gemeinsam schreien und weinen, lachen und schimpfen, vor allem: sie werden diskutieren über herrliche Tore, böse Fouls, taktische Fehler, falsche Einwechslungen.

Aber es gibt auch nachvollziehbare Gründe, diesen viereinhalb Wochen mit gemischten Gefühlen, ja vielleicht auch mit Ablehnung entgegenzusehen.

Da wäre zum einen Gastgeber Russland, der so viel Geld ausgibt, um sein Image aufzupolieren als weltoffenes, freundliches Land, als verlässlicher Partner. Dabei ist klar, dass von dem WM-Freudenfest in dem Riesenland alle unliebsamen Gruppen ausgeschlossen sein werden – vor allem politisch Andersdenkende, Homosexuelle und Menschen, die dem System des Präsidenten Wladimir Putin irgendwie gefährlich werden könnten. Polizei und Geheimdienst werden mit aller Macht alles tun, jede erdenkliche Störung zu verhindern – gut gemeinte und gefährliche.

Da wäre der Fußball-Weltverband Fifa, der in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten vor allem durch eins aufgefallen ist: unstillbare Geldgier und – nachweislich – Korruption bei der Vergabe der Weltmeisterschaften.

Da wäre der Profifußball an sich mit seinen obszönen Ablösesummen und irren Gehältern, dass ein Starkicker schon mal in einer Stunde mehr verdient als ein Normalverdiener im Monat. Es gibt genug Kritikpunkte.

Doch rollt der Ball erst einmal, verblassen sie. In Erinnerung bleiben entscheidende Spiele und Tore. Etwa das von Helmut Rahn, das Deutschland 1954 den ersten WM-Titel brachte. Oder Gerd Müller, der 1974 das Finale gegen Holland entschied, Andreas Brehme und sein Elfer 1990 oder Mario Götze 2014. Die Freude am Fußball wird sich durchsetzen – auch diesmal.