„Der Nobelpreis hat Weltgeltung – auch weil er die einzige große Auszeichnung ist, die Autoren aus aller Welt erhalten können.“

Der Literaturnobelpreis wird dieses Jahr nicht vergeben – gut so. Welcher Schriftsteller, der auf sich hält, will schon en passant von einer demotivierten Schrumpfjury ausgezeichnet werden, die vor allem damit beschäftigt ist, schmutzige Wäsche in den eigenen Reihen zu waschen?

Beruhigend ist aber auch, dass die Schwedische Akademie angesichts der Skandale und Rücktritte nicht im Affekt entschieden hat, den Preis gleich ganz abzuschaffen. Denn er ist die einzige literarische Auszeichnung von Weltgeltung – in doppelter Hinsicht.

Zwar genießen auch der amerikanische Pulitzer-Preis, der britische Man Booker Prize und einige andere europäische Preise großes Renommee. Aber sie werden ausschließlich oder ganz überwiegend an Schriftsteller aus dem eigenen Kulturraum verliehen.

Das ist beim Literaturnobelpreis anders. Die Schwedische Akademie zeichnete gelegentlich auch Autoren aus der Sowjetunion, aus China, Südamerika und Afrika aus. Genau deshalb schaut die ganze Welt auf diesen Preis – was bei einem so leisen, fordernden Kulturgut wie Literatur schon ein Wert an sich ist. Und wenn man sich auch manchmal wunderte, warum die Jury hierzulande völlig unbekannte Autoren großen Namen vorzog – so war das eben auch die Chance, Neues zu entdecken, manchmal mit Gewinn.

Diese Weltoffenheit sollte die Akademie bei der Reform der Vergabe stärken – etwa indem sie künftig auch Nicht-Skandinavier als Juroren zulässt.