„Brüssel muss Angebote für Washington finden, um einen Handelskrieg zu vermeiden.“

Beim ersten Mal waren es sechs Wochen Schonfrist. Jetzt gewährt Donald Trump der EU nur noch vier Wochen Bedenkzeit. Steht bis 1. Juni keine Vereinbarung, die den protektionistischen Trieb des US-Präsidenten befriedigt, dann wird es ernst mit Zollaufschlägen für Stahl- und Aluminium-Produzenten aus der EU. Für die Regierungen des größten Handelspartners der USA kommt die zugestandene Atempause einem Tritt vors Schienbein gleich. Sowohl Frankreichs Präsident Emmanuel Macron als auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und die federführende EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström hatten klargestellt, dass man mit der Stoppuhr im Rücken nicht fair verhandeln kann. Der Präsident hat den Wunsch ignoriert, die im Stil wie in der Sache kontraproduktiven Ultimaten zu unterlassen. Obwohl sie die ohnehin vorhandene Unsicherheit an den Märkten auch in den USA weiter vergrößern. Mehr noch. Das Weiße Haus ist nicht auf das Angebot der Europäer eingegangen, abseits von Stahl und Aluminium ein breiter gezogenes Industrie-Zollabkommen zu verhandeln. Dem nach schnell verwertbaren Lösungen suchenden Trump, der seine Kernwähler sechs Monate vor den Zwischenwahlen im Kongress bei Laune halten muss, dauert das zu lange. Darum will er die EU zu Selbstbeschränkungen bei Stahl-Lieferungen zwingen. Dass starre Quoten wirtschaftspolitisch von vorgestern sind und gegen die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) verstoßen, interessiert ihn nicht.

Für die EU werden die nächsten vier Wochen zum Stresstest. Brüssel muss Angebote für Washington finden, um einen Handelskrieg zu vermeiden.

Gleichzeitig muss die Kommission den 28er-Verein bei der angemessenen Antwort auf Trumps Stahl-Attacke zusammenhalten. Wie unter diesem Zeitdruck eine sachgerechte Lösung angebahnt werden soll, mit der beide Seiten leben können, ist schleierhaft.