„Der Oscar-Siegerfilm „Shape of Water“ ist unbehaglich und tröstlich zugleich.“

Es gibt im Oscar-Siegerfilm „Shape of Water“, der in den 60er Jahren spielt, eine charakteristische Szene. Wenn die stumme Putzfrau beim Nachbarn ist, einem aus der Mode gekommenen Werbemaler, läuft dort permanent der Fernseher. Es gibt Revue- und Tanzfilme. Als sich einmal die Szene einer Antikriegs-Demonstration in den Apparat verirrt, schaltet der Maler sofort um, angeekelt, fast panisch. Und schon schmachtet wieder eine makellos hochtoupierte Blondine irgendeine Schnulze.

Die beiden wohnen über einem prachtvoll verplüschten und illuminierten Kino. Einmal landet in diesem Kino auch das fischähnliche Monster, welches die Putzfrau aus einem Militärlabor befreit hat. Steht dort und staunt. Nach der Swing-Musik lernt es nun das zweite fundamentale Kulturgut der USA kennen – und schätzen.

Nimmt man die Oscar-Verleihung als Gradmesser für die Stimmungslage der Nation, so ist zunächst festzuhalten, dass sich in „Shape of Water“ das Kino in diesen zutiefst verunsichernden Zeiten nicht als politische, philosophische oder historische Aufklärungsinstanz feiert, nicht als Sprengkraft bürgerlicher Tabus (wie jüngst bei der Berlinale). Sondern: Das Kino feiert sich als Kino. Als Traumbild-Generator aus den dunkel-fluiden Tiefen des Unbewussten, für das hier das allgegenwärtige Wasser steht. Der Film ist unbehaglich und tröstlich zugleich. Die Handlung ist krude, doch die Sehnsucht nach Glück jenseits aller Wahrscheinlichkeit ist darin unbeirrbar groß und so alt wie das Kino selbst. Und vielleicht für die kollektive Psyche derzeit notwendiger denn je.