„Der Konzern ist dem Abgas-Skandal zumindest im Tagesgeschäft entwachsen.“

Das Rekordergebnis von Volkswagen ist ein Beleg dafür, dass der Konzern dem Abgas-Skandal zumindest im Tagesgeschäft entwachsen ist. Bis die rechtliche und ethische Aufarbeitung der Manipulationen allerdings beendet ist, fließt noch viel Wasser die Aller hinunter.

An zahlreichen Gerichten laufen noch Verfahren, auf den Konzern können weitere Milliarden-Zahlungen zukommen. Auch vor weiteren Image-Verlusten ist der Autobauer nicht gefeit – wer weiß, was nach den Affen-Tests noch an die Öffentlichkeit gelangt? Das ist alles wenig rekordverdächtig.

Die guten Absatzzahlen für das vergangene Jahr haben aber auch schon belegt, dass es sich bei den Kunden weltweit, vor allem in Deutschland, wohl ausgegrollt hat. War da was? Schmutziger Diesel? Offenbar ist es vielen Menschen inzwischen einerlei, ob deutsche Diesel-Autobauer wissentlich mehr schädliche Abgase aus dem Auspuff haben blasen lassen und sie ihre Kunden damit erstens belogen und zweitens ihrer Gesundheit Schaden zugefügt haben.

Das muss einen Grund haben: Unbestreitbar baut VW gute Autos – deswegen werden sie gekauft. Zugleich muss der Druck auf den Konzern und andere Hersteller hoch bleiben. Kommt der nicht von den Kunden, muss er umso stärker von der Politik und Gerichten aufrechterhalten werden. Bevor die Regierung sich aber mit der Auto-Industrie über Kreuz legt, bringt sie lieber einen kostenlosen Nahverkehr ins Spiel. Von der Auto-Industrie selbst ist auch nicht viel zu erwarten. Im Gegenteil: Von der sogenannten „Umwelt“-Prämie profitiert sie.

Bei dem nun mitgeteilten Rekordergebnis wird sich der ein oder andere Diesel-Fahrer und Volkswagen-Kunde angesichts der drohenden Fahrverbote fragen: Ist bei Volkswagen nicht auch das nötige Kleingeld vorhanden, um Hardware-Nachrüstungen anzubieten? In Deutschland würde das VW, BMW und Co. nach Schätzungen rund 12 Milliarden Euro kosten, in Europa bis zu 60 Milliarden Euro. Das ist nicht wenig. So oder so steht aber fest: Wenn der Kunde am Ende für den Diesel-Betrug zahlen muss, ist er nicht mehr König, sondern der Genarrte.