“Er ist nur zweieinhalb Jahre nach dem glänzenden DFB-Pokalsieg zur Lachnummer verkommen.“

Martin Schmidts Energie war fast greifbar, als er im September die Aufgabe beim VfL Wolfsburg übernahm. Seine Augen strahlten vor Tatendrang, und als er in seinem ersten Spiel als Trainer des Fußball-Bundesligisten an der Seitenlinie stand, wirkte er wie der zwölfte Spieler: explosiv, lautstark, gestenreich. Nun, ziemlich genau fünf Monate später, ist alle Energie verflogen, Schmidt hat sich ergeben und ist als Coach des VfL zurückgetreten. Wegen einer Mannschaft, die sich in den vergangenen Wochen nicht als eine solche präsentiert hat, und wegen einer sportlichen Führung, der in großen Teilen die Fußball-Kompetenz abgeht.

Würde Geld, wie Otto Rehhagel einst fabulierte, wirklich Tore schießen, hätte der VfL trotz der merklichen Investitionskürzung von Eigner Volkswagen – diese soll im Sommer 2017 rund 20 Millionen Euro betragen haben – noch immer einen Europapokal-Platz inne. Dass ein Platz in den Top 6 der dauerhafte Anspruch des vom Weltkonzern unterstützten Klubs sein muss, ist da nur selbstverständlich. Die bittere Realität heißt aber Abstiegskampf – mal wieder. Mit Schmidt geht nun nach Andries Jonker, Valérien Ismaël und Dieter Hecking der vierte VfL-Trainer innerhalb von 17 Monaten. Verschlissen von einem Verein, der in Trümmern liegt.

Teams wie Freiburg, Augsburg, Hannover oder Bremen stehen im Tableau vor dem der Wolfsburger, weil sie wissen, was sie können, und – viel wichtiger – weil sie wissen, was sie nicht können. Der VfL aber träumt noch immer von den großen Champions-League-Abenden gegen die Weltklubs aus Madrid oder Manchester. Das liegt auch an den mächtigen Volkswagen-Männern im Aufsichtsrat, die zwar viel Herz, aber nicht genug Fußball-Kompetenz mitbringen. Der VfL muss sich neu aufstellen. Er ist nur zweieinhalb Jahre nach dem glänzenden DFB-Pokalsieg zur Lachnummer verkommen. Die Probleme sind seit langem bekannt. Die Geschäftsführung ist verwaist, der junge Sportdirektor Olaf Rebbe wirkt allzu oft überfordert und muss nun auch stärker denn je um seinen Posten bangen. Es braucht einen kompletten Neustart.