„Der Stuttgarter Autobauer hätte vielleicht gerne Volkswagens Verkaufszahlen, aber sicher nicht dieselben Image-Probleme.“

Es ist gar nicht so überraschend, dass nun auch der Autobauer Daimler in den Sog der Abgas-Affären gezogen wird. Es trifft ihn auch nicht unvorbereitet. Daimler hat wie jeder andere Konzern Rücklagen gebildet für rechtliche Risiken. Im Geschäftsbericht 2017 spricht er von „einem erheblichen Kollateralschaden, insbesondere einen damit verbundenen Reputationsschaden“, den man erleiden könnte, sollten Verfahren nachteilig für die Stuttgarter ausgehen.

Mit Volkswagen hat der Oberklasse-Autobauer ein Beispiel, wie man mit Betrug im eigenem Laden nicht umgehen sollte. Auf die in Wolfsburg versprochene Aufarbeitung fiel mehrfach ein Schatten, weil neue Schocker ans Licht gekommen sind – Versuche mit Affen etwa zu Marketing-Zwecken. Der erklärte Kulturwandel im Unternehmen verläuft bei VW eher schwerfällig, braucht wohl mehr Zeit als erwartet. Daimler sollte das alles zur Abschreckung dienen – die Stuttgarter hätten vielleicht gerne die VW-Verkaufszahlen, aber sicher nicht dieselben Image-Probleme. Es ist ihnen nur zu raten, so offensiv wie möglich mit den Vorwürfen umzugehen und, sollten die Vorwürfe stimmen, sich bei Kunden – auch in Deutschland – zu entschuldigen.

Der Fall Daimler zeigt auch, dass die Autoindustrie ein echtes strukturelles Problem hat. Grenzwerte waren so billig offenbar gar nicht anders einzuhalten als mit Manipulationen. Die offene Rechnung steht noch aus und sollte weder vom Kunden noch vom Staat bezahlt werden müssen.