Braunschweig soll am Forschungsflughafen ein neues Zentrum zur Erforschung von Energiespeichern erhalten, doch in der Nachbargemeinde
Lehre reagiert man sehr verschnupft auf diese Entscheidung. Zu Recht? Nein. Zwar ist die Enttäuschung des Bürgermeisters nachvollziehbar, dass Lehre bei der Standortsuche durch die Fraunhofer-Gesellschaft nicht berücksichtigt wurde. Aber seine Kritik, der ländliche Raum werde benachteiligt und der Regionsgedanke nicht gelebt, ist in diesem Fall fehl am Platz.

Die Entscheidung von Fraunhofer, zusammen mit dem Land in Braunschweig 60 Millionen Euro zu investieren, ist ein Gewinn für die gesamte Region. Auch Lehre profitiert davon, dass hier noch mehr hochkarätige Forschung stattfindet und dass inzwischen einige Tausend Wissenschaftler in und um Braunschweig wohnen, arbeiten und ihre Freizeit verbringen. Das neue Forschungszentrum am Flughafen anzusiedeln, ist naheliegend – immerhin befindet sich dort bereits das Niedersächsische Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF), in dem sich alles um nachhaltige Mobilität dreht: autonomes Fahren, Elektroautos, emissionsarme Antriebe... Das NFF ist eine Kooperation zwischen der TU Braunschweig und Volkswagen. Zu den Mitgliedern gehören außerdem weitere Forschungseinrichtungen wie die Ostfalia Hochschule und die Hochschule für Bildende Künste. Verschiedenste Disziplinen arbeiten gemeinsam an Zukunftsprojekten. Was liegt näher, als dort in unmittelbarer Nachbarschaft nun auch noch die Energiespeicherforschung anzusiedeln? Besser kann man Synergien nicht nutzen – auch wenn Lehre nicht weit entfernt ist.

Die Stärkung des ländlichen Raumes und ein Ernstnehmen des Regionsgedankens sind extrem wichtige Themen, und leider rutschen sie vielfach tatsächlich unter den Tisch. Doch hier sind es die falschen Argumente.