„Viele Arbeitnehmer stehen zu Diensten, wenn sie das Unternehmen braucht.“

Die Forderung nach satten 6 Prozent mehr Lohn geht in den laufenden Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie beinahe unter. Der Streit dreht sich vor allem um die Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Was im Falle einer Großen Koalition vielleicht doch wieder auf die bundespolitische Ebene zurückkehren könnte, reklamiert die IG Metall schon jetzt für ihre Branche: das Recht, nach einer Teilzeit-Phase in die Vollzeit zurückzukehren.

Mit der Forderung nach einem Lohnzuschuss für die Teilzeit-Phase hat die Gewerkschaft den Bogen etwas überspannt, könnte man meinen. Die Arbeitgeber beklagen zu Recht, dass dann das Lohngefüge in Schieflage geraten würde. Doch um in Tarifrunden Erfolge zu erzielen, müssen Arbeitnehmer stets eine Schippe drauflegen – um ihre Kernforderung durchzusetzen. Der Lohnzuschuss wird am Ende sicher nicht in einer Einigung beider Seiten stehen. Die Arbeitgeber müssten sich also gar nicht so sehr darüber aufregen.

Doch die Forderung nach einem Anspruch, seine Arbeitszeit vorübergehend zu senken, ist berechtigt. Sie zeigt, was für viele Menschen zum kostbarsten Gut in dieser schnellen Welt geworden ist: Zeit. Zeit für die Kinder, Zeit für die kranken Eltern, Zeit für sich – all das, damit den Menschen nicht auf Dauer die Puste ausgeht. Umgekehrt zeigen sich auch viele Arbeitnehmer äußerst flexibel, stehen zu Diensten, wenn sie das Unternehmen braucht. Flexibilität darf keine Einbahnstraße sein.