„Es ist verlockend, sich der Begeisterung anzuschließen. Allein, es gilt, doch etwas Wasser(stoff) in den Wein zu gießen.“

An Begeisterung mangelte es nicht in Wolfsburg bei der Vorstellung des neuen Brennstoffzellen-Zugs. Der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, nannte Wasserstoff den „Treibstoff der Zukunft“, Hans-Joachim Menn, Geschäftsführer der Landesverkehrsgesellschaft Niedersachsen, sprach von einem „historischen Tag“, und Alstom-Europa-Chef Gian Luca Erbacci rief gar „eine neue Ära“ aus.

Tatsächlich spricht vieles für eine wasserstoffbasierte Mobilität. Das Reichweitenproblem von Batterien wird durch einen Energieträger mit hoher Energiedichte gelöst. Gleichzeitig bleibt der Vorteil der Emissionsfreiheit erhalten. Brennstoffzellen-Fahrzeuge sind leise, effizient und sauber. Dass die Speerspitze dieser Entwicklung nun auch noch in unserer Region entwickelt und gefertigt wird – im Alstom-Werk Salzgitter –, ist ein besonderes Bonbon, das Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies in Verzückung versetzt: „Niedersachsen ist ein Zukunftsland mit Zukunftstechnologie und -mobilität.“

Es ist verlockend, sich dieser Begeisterung anzuschließen. Allein, es gilt leider, doch etwas Wasser(stoff) in den Wein zu gießen. Denn wirklich emissionsfrei ist die Brennstoffzelle nur, wenn auch der Wasserstoff „grün“ erzeugt wird. Das ist aber etwas komplizierter, als es den Anschein hat. Die Brennstoffzelle hat zwar einen hohen Wirkungsgrad, der sinkt aber erheblich über die Prozesskette vom Windrad über die elektrolytische Wasserstofferzeugung bis zur energieaufwendigen Kompression des Gases in Hochdrucktanks. Die Nutzung von „überschüssigem“ Windstrom (beispielsweise in der Nacht) spart zwar Energiekosten, dafür steigen aber die Kosten pro Kilowattstunde bei der nicht ausgelasteten Elektrolyse-Anlage. So begrüßenswert das Pilotprojekt in Niedersachsen ist, wirklich ausgegoren oder gar wirtschaftlich ist das Konzept Strom zu Gas noch nicht.