„Die Politik widerstand auf dem Diesel-Gipfel der Versuchung einer dramatischen Überreaktion.“

Vom Diesel-Gipfel ertönt ein Entwarnungssignal nach Wolfsburg, Stuttgart, München, Ingolstadt: Die Autobauer müssen lediglich die Software ihrer Fahrzeuge optimieren. Das hatten VW-Chef Matthias Müller und seine Kollegen längst angeboten. Der ungleich teurere und technisch schwierigere Umbau der Motoren bleibt ihren Unternehmen erspart.

Ist die Politik nun eingeknickt, wie die Deutsche Umwelthilfe in schrillen Tönen kommentiert? Wird da ein Komplott zwischen Bund, Ländern und Konzernen geschmiedet, zulasten der Gesundheit der Bürger?

Die Antwort findet, wer zum Auslöser des Diesel-Skandals zurückkehrt. Die Abgaswerte verschiedener Motoren waren manipuliert worden, um Behörden und Kunden vorzugaukeln, was diese Aggregate (anders als aktuelle Modelle) nicht schafften: niedrigen Verbrauch bei geringen Emissionen. Durch das Software-Update ist Schluss mit der Manipulation, zugleich werden die Stickoxid-Emissionen sinken. Das ist mit Blick auf die Atemluft in unseren Städten eine gute Nachricht.

Wichtig ist auch, dass die Politik der Versuchung einer dramatischen Überreaktion widerstanden hat. Damit hätte sie die von ihr mitzuverantwortende Lage bloß verschlimmert. Die Autoindustrie ist in einem Transformationsprozess. Sie kann ihn nur bewältigen, wenn sie ihre Leistungskraft behält. Da geht es um Hunderttausende von Arbeitsplätzen, um die Zukunft ganzer Regionen, auch unserer. Mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand werden die Auswirkungen des Dieselbetrugs nun begrenzt, nicht mehr, nicht weniger: Von diesem Kampfplatz konnte niemand als Sieger gehen.

Wer es mit der Luftreinhaltung ernst meint, sollte auf VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh hören und den Blick weiten. Man kann nicht den Diesel verteufeln und über Kraftwerke oder Heizungen schweigen. Man sollte nicht so tun, als liege das Heil alleine im Elektromotor. In diesem Sinn kann der Gipfel-Beschluss nur ein erster Schritt sein.