„Das Land sagt einen Zuwachs von 33 000 Schülern voraus. Es scheut sich aber, die Zahl der zusätzlich benötigten Lehrer zu benennen.“

Es war doch eigentlich schon absehbar: Erst steigt der Bedarf an Krippen- und Kindergartenplätzen, bald also werden die Schülerzahlen wieder zunehmen. Mit dieser nicht unbedingt bahnbrechenden Erkenntnis haben Experten der Bertelsmann-Stiftung aber einmal mehr ein Thema geschickt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

Die Zahlen liegen nun auf dem Tisch. Gut, dass somit intensiver über den prognostizierten Lehrermangel im Jahr 2025 und erst recht 2030 diskutiert wird. Noch ist Zeit, gegenzusteuern.

Nicht nur für Niedersachsen stellt der Schüler-Boom eine Herkules-Aufgabe dar. Vielleicht aber besonders hier. Die rot-grüne Landesregierung sagt zwar einen Zuwachs von 33 000 Schülern bis 2025 voraus. Sie scheut sich aber, die Zahl der zusätzlich benötigten Lehrer zu benennen. Das hat Schwarz-Gelb unter den Ministerpräsidenten Wulff und McAllister auch nicht getan. Das ist zwar keine Entschuldigung, ein bildungspolitischer Blindflug hat aber offenbar Tradition in Niedersachsen. Den Bedarf an Lehrern zu ermitteln, muss ein wesentliches Element vorausschauender Schulpolitik werden.

Der Lehrermangel liegt nicht allein an den jungen Flüchtlingen und Zuwanderern. Sie sind nur ein Teil des Gesamtpakets: Höhere Geburtenraten, Pensionierungswelle unter den Lehrern und die mit 40 Prozent hohe Abbrecherquote unter den Lehramts-Studenten wären zu nennen.

Die nächste Landesregierung wird nicht umhin kommen, die unter Schwarz-Gelb reduzierte Anzahl der Studienplätze wieder deutlich zu erhöhen. Es handelte sich um eine Fehleinschätzung, wie man nun weiß. Das Land muss die Unis in Niedersachsen an die Hand nehmen, um anhand des ermittelten Bedarfs die Lehrer von morgen auszubilden. Das geht nur, wenn auch die kleineren Hochschulstandorte wie in Hildesheim, Vechta und Lüneburg wieder deutlich aufgewertet werden.