„Was, wenn Nordkorea den sechsten Atomwaffentest durchführt und die USA militärisch reagieren?“

Jeder US-Präsident lernt per definitionem sozusagen auf der Arbeit – „on the job“. Weil die Herausforderungen des Amtes mit dem hässlichen Gewürge des Wahlkampfes nichts zu tun haben. Aber Donald Trump lernt nicht. Er schauspielert den Wandel nur. Bei innenpolitischen Konflikten – seien es die Pannen bei der Gesundheitsreform oder beim Einreisebann für Muslime – sind Niederlagen und Rückzieher ein Ärgernis für Amerikaner. Auf der Weltbühne können die Konsequenzen einer Kehrtwende die ganze Menschheit treffen. Darum ist das auf Kraftmeierei, Show-Effekte und Verwirrung setzende Gebaren des US-Präsidenten brandgefährlich. Besonders prekär ist Trumps Haltung zu Nordkorea. An die Stelle der strategischen Geduld (plus Sanktionen) unter Obama ist lautstarkes Proklamieren einer nuklearen Hauruck-Entmilitarisierung der koreanischen Halbinsel getreten. Via Twitter. Tenor: Nordkorea sucht Ärger. Wenn China nicht hilft, lösen wir das Problem allein. Wozu diese politische Aktionskunst im Duktus von Halbstarken? In Wirklichkeit wird hinter den Kulissen doch längst „gedealt“. Trump ist willens, sein Feindbild zu beerdigen und China in Sachen Handel und Währung mit Nachsicht zu begegnen. Wenn Peking als Gegenleistung den widerspenstigen Kim Jong-Un zur Räson bringt. Ob die Rechnung aufgehen kann, ist unklar. Probieren muss man es trotzdem. Nicht auf dem Marktplatz, sondern auf den stillen Bahnen der Diplomatie. Auf dem Spiel steht viel: Was, wenn Nordkorea den sechsten Atomwaffentest durchführt und die USA militärisch reagieren? Dem Versprechen des besonnenen Verteidigungsministers Mattis, dass „nichts außer Kontrolle geraten wird“, kann man schwer glauben, wenn aus Regierungskreisen (inzwischen dementierte) Gerüchte über einen Präventivschlag gestreut werden. Ein solcher Akt wäre töricht und der erste Schritt in eine Spirale der Eskalation in Asien und darüber hinaus.