„Der Bürger will keine Polizei, die sich mit sich selbst beschäftigt.“

Mit jeder neuen Wende wird die Geschichte um den Wolfsburger Polizeichef Hans-Ulrich Podehl merkwürdiger, schräger, trauriger auch. Der Grund: Der Fall zeigt schonungslos auf, welch hohes Gut der Ruf eines Menschen ist – und wie leicht er zu beschädigen, ja zu zerstören ist.

Von einem Tag zum anderen wurde aus Podehl – 60 Jahre alt, privat und beruflich fest im Sattel, in Erwartung seiner letzten Beförderung – der Lüstling, der eine junge attraktive Kripochefin mit Handy-Nachrichten belästigt. Ein Täter.

So einfach kann keine Antwort sein. Seit gestern steht fest: Nachstellung im juristisch anfechtbaren Sinne war das laut Staatsanwaltschaft nicht. Und nun? Alles wieder gut? Der lädierte Ruf wiederhergestellt? Wir werden es sehen. Und Hans-Ulrich Podehl wird es erleben müssen.

Spätestens jetzt stellt sich die Frage: War das nötig? Anfang Juni saß Imke Krysta im Büro des Polizeipräsidenten Pientka und berichtete ihm über angebliche Verfehlungen ihres Chefs. Pientka versetzte sie, ihn nicht und schwieg. Eine Haltung, für die der Präsident kurz danach ebenfalls die Quittung kassierte – ein Disziplinarverfahren vom Ministerium. Auch die Ad-hoc-Versetzung von Podehl war ein Ministeriumsakt. Dass von da an die Hintergründe nicht unter der Decke bleiben konnten, war klar – letztlich hat die Presseabteilung in Hannover selbst Tür und Tor geöffnet.

In diesem Moment nahm eine Schmieren-Tragödie ihren Lauf, die ihresgleichen sucht und nun fast vier Monate später mit einem „Freispruch erster Klasse“, wie es der Anwalt des Beschuldigten formuliert, ein Ende findet. Ein bitteres.

Aus heutiger Sicht wäre mit Pientkas anfänglichem Schweigekurs viel Schaden abgewendet worden – nicht nur von Podehl, auch von Krysta, die auf so eine Presse gewiss gern verzichtet hätte, aber vor allem vom Polizeiapparat insgesamt. Interne Querelen bei der Polizei sind nicht das große Thema: Innere Sicherheit ist das, was die Menschen umtreibt. Der Bürger will keine Polizei, die sich mit sich selbst beschäftigt.