Friedemann Diederichs
Friedemann Diederichs

Donald Trump will Muslime in einer speziellen Datei erfassen und Abzeichen tragen lassen – wie es die Nazis bei den Juden im Dritten Reich taten. Sein Mitbewerber Ben Carson bezeichnet Flüchtlinge aus Syrien als „tollwütige Hunde“. Und das US-Repräsentantenhaus beschließt auch mit Stimmen von Demokraten eine Verschärfung der Überprüfungen von Migranten aus Syrien und dem Irak.

Die Vereinigten Staaten, dessen Fundamente auf Einwanderern aus aller Welt basieren, erleben nach den Terroranschlägen von Paris ein aufgeputschtes Klima, das fast einer Pogromstimmung gleichkommt. Gerade in konservativen Kreisen findet ein Abwägen zwischen Sicherheitsinteressen und Prinzipien, die westliche Demokratien von Diktaturen und Bananenrepubliken unterscheiden, nicht mehr statt. Manche Redner tragen Schaum vor dem Mund und Hass im Herzen, eine rationale Debatte scheint kaum mehr möglich. Natürlich: Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich unter Flüchtlingen Menschen mit Dschihad-Gesinnung befinden. Doch hier wird im Handumdrehen ein Generalverdacht für eine ganze Religionsgruppe etabliert. Präsident Barack Obama, der sonst beim Kampf gegen den „Islamischen Staat“ eine denkbar schlechte Figur abgibt, die Situation schönredet und Führungskraft vermissen lässt, hat zumindest in einem Recht: Die Anti-Flüchtlings-Kampagne ist unamerikanisch – und eine Schande für die Weltmacht.