Heute ist ein Tag zur Freude. Die Schöninger Speere, der vielleicht bedeutendste archäologische Fund auf dem europäischen Kontinent, erhalten ein würdiges Domizil. Das Forschungs- und Erlebniszentrum Paläon fügt der norddeutschen Museums- und Wissenschaftslandschaft eine wichtige Facette hinzu. Dabei verdienen die Qualität des inhaltlichen Konzeptes und der architektonischen Lösung hohe Anerkennung.

Armin_Maus.rechts.png

Das Speerezentrum ist DAS Beispiel für eine gelungene regionale Initiative. Als die Wissenschaft erkannte, welche Bedeutung der Fund Hartmut Thiemes für unser Bild der menschlichen Frühgeschichte hat, entstand eine kraftvolle Bewegung, ohne die politische und ökonomische Entscheidungen dieser Größenordnung nicht denkbar sind.

Dem Unternehmer und Kammerpräsidenten Wolf-Michael Schmid gelang es, seine Begeisterung auf einflussreiche Mitstreiter zu übertragen. Der damalige Ministerpräsident Christian Wulff machte auf Landesebene den Weg frei – durchaus zum Missvergnügen der um knappe Budgets buhlenden Museumsgemeinde. Und großes Engagement regionaler Unternehmen, Volkswagen allen voran, gab dem Projekt zusätzliche Fahrt und Möglichkeiten.

Die Ehrlichkeit gebietet, festzustellen, dass die Paläon-Bewegung keineswegs auf der Basis strukturierter, geschweige denn institutionalisierter Regionalkooperation zustande kam. Alles, was hier gelungen ist, entspringt der Kraftquelle eines herausragenden persönlichen Engagements Einzelner: Ohne Schmid kein Paläon.

Und so wird diese Erfolgsgeschichte zugleich zur Mahnung, die Interessen dieser Region und deren Vertretung endlich besser zu organisieren. Dabei ist es völlig egal, ob das durch einen dramatisch gestärkten, gestaltungsfähigen Großraumverband geschieht, oder im Rahmen einer Kommunalreform.

Bisher bremst der Zank um diese Frage jeden Fortschritt – und das kann sich unsere Region nicht leisten. Die schlechte Ausbeute bei Fördermitteln ist dafür ein klarer Beleg.

Eine lebhafte Debatte kreist dieser Tage um die Frage, wie man denn das Paläon werde erreichen können. Diese Frage stellen nicht Zweifler, sondern erklärte Befürworter. Und sie haben Recht. Selbst und gerade in einer Auto region darf der Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel nicht zu einer Halbtagesreise gezwungen werden. Nebenbei macht die Paläon-Diskussion deutlich, wie weit der Südkreis Helmstedt inzwischen abgehängt war. Die Lösung solcher Probleme kann nur auf regionaler Ebene gelingen – hier stößt das größte Einzelengagement an seine Grenzen.