Der neue Berliner Flughafen ist ein Albtraum. Die Mängelliste ist länger als mancher Roman, die Probleme mit Lüftung und Brandschutz sind so unfassbar komplex, dass selbst Fachleute lange brauchen, um sie überhaupt zu begreifen. Der Eröffnungstermin wurde mehrfach verschoben, zig Klagen sind anhängig, und alle suchen verzweifelt nach Schuldigen für diesen Schlamassel.

Man muss wahnsinnig sein, um da freiwillig das Steuer zu übernehmen, mindestens größenwahnsinnig. Rainer Schwarz musste im Januar als Sprecher der Flughafen-Geschäftsführung gehen, und es ist kein Wunder, dass potenzielle Nachfolger reihenweise dankend abwinkten.

Nur nicht Hartmut Mehdorn. Der sagte mal: „Alle haben eine kleine elektrische Eisenbahn zu Hause und denken, sie könnten auch mit der großen Eisenbahn spielen. Ich bin aber der einzige, der die große hat.“

Nun hat er auch noch den ganz großen Flughafen. Es geht ihm nicht ums Geld, damit kann man einen wie ihn nicht locken. Es geht darum, dass er sich das einfach zutraut. Er ist selbstbewusst bis an den Rand des Krankhaften. Das mag nicht immer sympathisch sein, aber anders geht es nicht, wenn man so ein Himmelfahrtskommando übernimmt.

Dieser Charakterzug ist wichtig, aber auch fachlich spricht vieles für einen Flughafenchef Mehdorn: Vor seiner Zeit bei der Bahn war er lange Airbus-Manager, er leitete bis vor kurzem die Fluggesellschaft Air Berlin. Er kennt sich aus im Luftfahrtgeschäft. Und mit Großprojekten sowieso.

Nun ist der Hauptstadt-Flughafen zwar immer noch eine ganz andere Baustelle, aber man muss fairerweise sagen, dass nicht viele für diesen Job in Frage kommen. Gestern sagte Mehdorn: „Das ist eine reizvolle Aufgabe, keine Frage.“ Er warnte aber auch vor zu hohen Erwartungen. „Ich kann auch nicht zaubern.“ Dass selbst ein Mehdorn es für nötig hält, das zu betonen, zeigt, wie tief der Flughafenkarren im Dreck steckt.