Zum Kommentar „Raus aus der Armut“ vom 31. Dezember:

In einem der reichsten Länder der Erde ist alleine die Tatsache, dass es Altersarmut gibt, schon beschämend. Aber richtig ärgerlich machen mich die vorgeschlagenen Lösungen: Geburtenrate steigern, qualifizierte Zuwanderung, das Renteneintrittsalter erhöhen, die Rente absenken oder, wie Herr Dolle anregt, auch Beamte und Selbstständige in die Rente einzahlen lassen. Dabei werden die Grundlagen eines Sozialstaates außer Acht gelassen. Wir können gemeinsam konsumieren, was wir gemeinsam erwirtschaften. Die Bevölkerung ist in den letzten Jahrzehnten kaum gewachsen, das Nettoinlandsprodukt aber sehr wohl. Entscheidend ist nicht die Anzahl der Arbeitnehmer, sondern die Produktivität. Die Schlussfolgerung: Es müsste eigentlich genug für alle geben. Der Zuwachs ist nur nicht bei den Beitragszahlern, sondern als Kapitalertrag bei den Vermögen gelandet. Die Lösung für die Rente könnte also darin bestehen, dass die Vermögen sozialversicherungspflichtig werden. Oder noch besser – dann sind die Beamten und Selbstständigen gleich mit drin – die Sozialversicherung wird aus Steuermitteln bezahlt. Das kostet weder Arbeitsplätze, noch muss ein Vermögender Grundsicherung beantragen. Aber vielleicht ist eine richtige Reform zu viel verlangt in einem Land, in dem alles besser werden soll, sich aber nichts ändern darf.

Holger Bertram, Schladen

Zum gleichen Thema:

Aus welchen Grund erhalten Pensionäre 72 Prozent ihres letzten Gehaltes und normale Arbeitnehmer nur 48 Prozent – nach 2025 sogar nur noch 43 Prozent ihres Entgelts – gestaffelt nach erworbenen Rentenpunkten? Der Pensionär zahlt keine Beträge und bekommt eine höhere Vergütung – warum? Ich als Arbeitnehmer zahle monatlich, so wie der Arbeitgeber, brav in die Rentenkasse ein. Wenn ich an die vielen Frauen denke, die ihr Leben lang in Teilzeit oder geringfügig gearbeitet haben, was bleibt denen? Der Gang zum Sozialamt. Ich erlebe täglich bei meiner Arbeit, wie Frauen (Männer auch) aus gesundheitlichen Gründen in eine Erwerbsminderungsrente gehen müssen. Der Rententräger legt beim Rentenbescheid den Antrag für die Grundsicherung gleich mit bei – warum wohl! Viele scheuen sich aber, diese zu beantragen, weil sie nicht vom Staat abhängig sein wollen. Das Umstellen unseres Rentensystems mit Einbringen aller – der Staatsdiener, aber auch der Regierungsmitglieder – in ein einheitliches System wäre gut. Als Wahlkampfthema ist die Rente gut, die Umsetzung lässt auf sich warten.

Angelika Weber, Groß-Steinum

Zu „Weil widerspricht Nahles: Hartz IV zu großen Teilen richtig“ vom 29. Dezember:

Die Aussage von Ministerpräsident Stephan Weil, wonach Hartz IV zu großen Teilen richtig ist, verschlägt mir die Sprache. Hartz IV war, ist und bleibt Armut und Ausgrenzung per Gesetz. Statt mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zu schaffen, wurde der Druck auf Arbeitslose erhöht. Eine schnelle und passgenaue Vermittlung in Erwerbsarbeit wurde nicht erreicht. Stattdessen wurden Millionen von Menschen in Armut gestoßen. Das einzige, was Hartz IV erreicht hat, ist, dass der Niedriglohnsektor immens ausgeweitet wurde. Viele Millionen Bürgerinnen und Bürger arbeiten zu Niedriglöhnen. Viele Hunderttausende müssen ihre Hungerlöhne aufstocken. Das kann nicht wirklich das Ziel der sogenannten SPD sein. Sollte die SPD das nicht endlich kapieren wird sie bald im Papierkorb der politischen Bedeutungslosigkeit verschwinden.

Karl-Heinz Schmidt,Helmstedt