Braunschweig. Vor allem im ländlichen Raum müssen Patienten mitunter weite Wege zurücklegen, um an ihr Medikament kommen.

Vor zehn Jahren gab es in Niedersachsen noch 2113 Apotheken. Heute sind es nur knapp 1900. Besonders auf dem Land müssen Patienten mitunter weite Wege zurücklegen, bis sie an ihr Medikament kommen. Eine Lösung des Problems könnten Apotheken-Automaten vor Ort sein. Doch ein entsprechendes Projekt in Baden-Württemberg wurde in diesem Jahr gerichtlich gestoppt.

2017 hatte die Versandapotheke Docmorris in Hüffenhardt einen Apothekenautomaten in Betrieb genommen. Bei der „pharmazeutischen Videoberatung mit angegliederter Arzneimittelabgabe“ konnten Kunden Kontakt mit einem Apotheker in den Niederlanden aufnehmen und Medikamente aus einem Automaten erhalten. Doch Klagen des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg und einzelner Apotheker waren erfolgreich. Nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Karlsruhe verstieß das Angebot gegen das Arzneimittelgesetz. Verschreibungspflichtige Medikamente dürften nur von Apotheken abgegeben werden.

Das Bundesgesundheitsministerium will mit einem neuen Gesetz ab 2020 nun den Einsatz solcher Automaten für Arzneimittel regeln. Danach dürfen Apotheken unter gewissen Voraussetzungen solche Automaten betreiben, wenn sie sich etwa innerhalb der Betriebsräume einer Apotheke befinden. Rezepte müssen im Original vorgelegt und abgezeichnet werden. Eine entsprechende Umsetzung wäre de facto also erst nach Einführung des E-Rezepts möglich. Auch für Versender sieht der Entwurf in gewissen Ausnahmen die Abgabe durch solche Stationen vor. Nach Einschätzung der Arzneimittel-Chefin des AOK-Bundesverbandes, Sabine Beckmann, ist aber auch dann fraglich, ob eine Ausgabestation, wie sie in Hüffenhardt existierte, statthaft wäre. Dort erfolgte die Belieferung aufgrund einer elektronischen Sichtung. Sie spricht sich in der Deutschen Apotheker-Zeitung dafür aus, die Chancen der Digitalisierung im Sinne der Patienten zu nutzen: „Natürlich ist eine Ausgabestation mit Videoschaltung nicht gleichwertig zu einer Vor-Ort-Apotheke – aber sie ist aus unserer Sicht in jedem Fall besser als ein Briefkasten.“ In der Gemeinde Hüffenhardt, in der rund 2000 Einwohner leben, gibt es keine Apotheke.