Braunschweig. Das Städtische Klinikum verzichtet noch auf den Einsatz von Robotern in der Chirurgie – aus wirtschaftlichen, aber auch aus medizinischen Gründen

Roboter und „intelligente“ Computer-Systeme sind auf dem Vormarsch in der Medizin. Ihr Einsatz ist allerdings nicht zuletzt auch eine Kostenfrage. Das ist einer der Gründe, aus denen etwa das Städtische Klinikum Braunschweig bisher nicht auf Roboter wie den Da Vinci setzt, den die Asklepios Harzkliniken seit Kurzem in Goslar nutzen. „Die Mehrkosten durch den Einsatz solcher Systeme sind im Gesundheitssystem nicht abgebildet, das heißt, es hapert an der Gegenfinanzierung“, erklärt Andreas
Goepfert, Geschäftsführer des Städtischen Klinikums.

Mehrkosten im vierstelligen Bereich pro OP

Gleichwohl beobachtet man auch in Braunschweig die Entwicklungen auf dem Gebiet mit großem Interesse. Bereits heute, sagt Goepfert, würden im Klinikum etwa Herzklappen mittels „hybrider“ Verfahren implantiert, bei denen „künstliche Intelligenz“ und Robotik zum Einsatz kommen. „Dennoch hat es seine Gründe, warum wir bisher keinen Da Vinci-Roboter einsetzen“, betont Goepfert. Das liege sowohl am Preis als auch am Gesundheitssystem. „Wenn die Geräte bezahlbarer werden oder wenn sich etwas an den Vergütungsregeln ändert, werden auch wir uns mit einem solchen Gerät ausstatten.“ Bisher jedoch deckten die Fallpauschalen, also die festen Vergütungssätze für bestimmte Behandlungen, die Mehrkosten des Robotereinsatzes – laut Goepfert oft mehrere Tausend Euro pro Operation – nicht ab.

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Dem Geschäftsführer zufolge führt dies dazu, dass viele Kliniken zwar mit ihren Robotern für sich werben, diese dann allerdings kaum eingesetzt würden – weil dies schlicht zu teuer sei. Selbst in einem großen Haus wie Braunschweig sei ein Da-Vinci-Roboter bisher nicht auszulasten, meint er.

„Performance, Qualität und Ökonomie müssen stimmen“

Dennoch hat der Robotereinsatz aus Goepferts Sicht „bei vielen Indikationen durchaus seine Berechtigung“. Als Beispiele nennt er neben Prostata-Eingriffen auch gynäkologische OPs. Daher beobachte man in Braunschweig die Lage sehr genau. „Der Weltmarkt und damit auch die Preise der Roboter sind stark in Bewegung“, so Goepfert. Wenn alles stimme – „Performance, Qualität und Ökonomie“ –, werde auch das Klinikum Braunschweig eine Anschaffung erwägen. Bis dahin sei der Da Vinci „etwas, das man haben kann, aber nicht muss“.

Nicht immer schneidet die Maschine besser ab

Hierfür nennt Goepfert auch medizinische Argumente. Denn nicht zwingend sei der Robotereinsatz in jedem Fall von Vorteil für den Patienten, erklärt der Klinikum-Chef. Nicht nur dauerten die OPs länger, wodurch die Patienten länger narkotisiert seien. Studien zeigten zudem, dass die Ergebnisse der roboterassistierten Chirurgie in vielen Fällen nicht besser seien als wenn erfahrene Chirurgen die Eingriffe vornähmen – etwa Prostata-Operationen: „Auf diesem Feld haben wir extrem versierte Operateure. Darauf zu achten, halte ich aus Patientensicht für wichtiger als die Frage nach dem Robotereinsatz.“ Auch brauche es viel Zeit, die Maschinen optimal einzusetzen. „Bis die Abläufe und die Ergebnisse stimmen, muss eine lange Lernkurve hingelegt werden.“

Außer in Goslar gibt es in unserer Region bisher nur einen weiteren Da-Vinci-Roboter. Der steht im Helios Klinikum Salzgitter. Dort sieht man die Anschaffung des Systems „nicht als finanzielle, sondern als strategische Entscheidung“, teilt eine Sprecherin mit. Aus der urologischen Klinik sei das Gerät nicht mehr wegzudenken. Die Dauer stationärer Aufenthalte nach Operationen habe durch den schonenderen Einsatz des Da Vinci etwa halbiert werden können, heißt es.

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