Braunschweig. Mensch, Natur, Tiere: Die nächsten Tage wird die Hitze unseren Alltag dominieren. Was drohen für Gefahren, welche Tipps sollte man befolgen?

Die Prognosen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sind eindeutig. Auf Deutschland kommen sehr heiße Tage zu. Die Hitze, die aktuell im Süden Europas unter anderem für verheerende Waldbrände sorgt, erreicht jetzt uns. Bis zu 40 Grad, eventuell noch darüber, könnte das Thermometer dann anzeigen. In unserer Region wird am Mittwoch der wärmste Tag erwartet. Auf was müssen sich Mensch, Tier und Natur einstellen? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Wie heiß wird es denn jetzt genau?

Der Deutsche Wetterdienst mit Sitz in Hamburg prognostiziert für den heutigen Dienstag und Mittwoch zwei überdurchschnittlich warme Tage dieses Jahres. Es werden 37, an einigen Ecken unserer Region zwischen Harz und Heide auch 38 Grad warm, sagen die Experten voraus. Die Höchstwerte werden laut DWD vermutlich in den Kreisen erreicht, die Nahe der sachsen-anhaltinischen Landesgrenze liegen. „Die 40 Grad, die woanders möglich sind, werden wir hier nach jetziger Lage nicht erreichen“, erklärt Diplom-Meteorologe Michael Knobelsdorf unserer Zeitung. Das Potenzial, dass der ein oder andere Hitzerekord eingestellt wird, bestehe aber. Während zunächst trockene Hitze aus dem Süden zu uns strömt, wird die Luft im Zuge des Mittwochs immer feuchter, die Hitze damit drückender. „Erst werden sich Wolken bilden, später Gewitter folgen. Wir rechnen örtlich mit Niederschlagsmengen von 20 Litern auf dem Quadratmeter.“ Unwetter- und Überschwemmungspotenzial sehe man derzeit aber nicht. „Es wird sich ab Donnerstag dann merklich abkühlen“, so Knobelsdorf.

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Wie hoch ist die Gefahr von Wald- und Böschungsbränden?

Die Waldbrandgefahr in Niedersachsen nimmt bis Mittwoch weiter zu. Sowohl der Waldbrandgefahren-Index als auch der Grasland-Feuerindex, den der Deutsche Wetterdienst ebenfalls täglich erstellt, färben sich in unserer Region im Laufe der Woche in ein immer tieferes Rot auf der Karte ein. Ab Donnerstag sorgt dann Regen für Abkühlung und damit für Entspannung. Waldbrände drohen bis dahin insbesondere nördlich von Celle, in und am Rand der Lüneburger Heide, aber auch im Kreis Gifhorn. Hier steigt die Warnstufe auf die höchste Stufe, auf Stufe 5. Auch Gräser, Wiesen und schon geerntete Felder sind laut DWD derzeit leicht entflammbar. In den meisten Kreisen und Städten unserer Region gilt beim Grasland-Feuerindex für Mittwoch ebenfalls Warnstufe 5. Corina Schube, die beim DWD in der Außenstelle in Braunschweig agrarmeteorologische Expertisen aufstellt, sagt: „Auch das Abstellen von heißgefahrenen Autos und Motorrädern auf diesen Flächen kann Brände verursachen.“

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Überall, wo Funkenflug möglich ist, könnten Böschungen oder trockene Rasenflächen leicht in Brand geraten. Das müsse bedacht werden, sei es bei der landwirtschaftlichen Arbeit oder im Betrieb des Öffentlichen Nahverkehrs. Als Beispiel nennt sie Feuerstellen, die sich jüngst im Harz ganz in der Nähe der Brockenbahn entwickelt hatten.

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Wie schätzen die Landesforsten die Lage ein?

Auch die Niedersächsischen Landesforsten beobachten die Lage sehr genau. „Jeder sollte sich in den Wäldern an das zwischen März und Oktober geltende Verbot von offenem Feuer halten. Dazu zählt auch ein Grillverbot“, erklärt Sprecher Mathias Aßmann gegenüber unserer Zeitung.

Wer die Kühle des Waldes nutzen will, solle sichergehen, Rettungswege nicht zu versperren. Bei Beobachtung von Rauchentwicklung müsse umgehend der Notruf gewählt werden.

Unterstützung und Informationen erhalten die Landesforsten unter anderem durch die Flugüberwachung des Feuerwehr-Flugdienstes des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen. Der Hildesheimer Stützpunktleiter Rainer Pflugradt sagte unserer Zeitung, man sei derzeit in erhöhter Alarmbereitschaft. Man sei das „klärende Auge“ für die Feuerwehren am Boden. „Wir werden in den nächsten beiden Tagen die Flugzeuge in der Luft haben.“

Das eine in Lüneburg überwache auf seiner Route den Norden des Bundeslandes, vom Standort Hildesheim starte ein zweites Flugzeug, um mögliche Brandnester im Süden und Osten Niedersachsens auszukundschaften. Kritik äußerte Pflugradt in dem Zusammenhang am Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz, von dessen Genehmigung die Einsätze am Himmel abhängig seien. Er werde das Gefühl nicht los, dass man die Flieger aus Kostengründen nicht so gerne am Himmel sähe, so der frühere Ortsbrandmeister in Stadthagen. Laut Pflugradt koste eine Flugstunde rund 390 Euro. Bislang habe man Einsätze an zehn Tagen geflogen.

Was raten die Ärzte?

Die Allgemeinmedizinerin Dr. Marion Renneberg aus llsede empfiehlt, sich einen Plan für die heißen Tage zurecht zulegen. „Es ist gut, sich vorher darüber Gedanken zu machen, was man machen kann und auf was man verzichten sollte“, sagt sie. Man müsse vorbereitet sein, sonst wachse die Gefahr, sich überfordert zu fühlen. Sie rät dazu, „angemessen viel zu trinken“, mindestens aber 1,5 Liter Flüssigkeit am Tag zu sich zu nehmen. „Stellen Sie sich morgens zwei Flaschen hin. Wenn die abends leer sind, haben Sie nicht so viel verkehrt gemacht.“ Man solle Aktivitäten draußen meiden, wenn diese nötig seien, solle man unbedingt eine Kopfbedeckung tragen.

Auch kalte Fußbäder oder „ein nasser Waschlappen auf Kopf oder Nacken“ könne helfen, um sich wohler zu fühlen, erklärt die Ärztin. „Lüften Sie morgens und abends“, rät sie. Wer nicht auf Sport verzichten könne, sollte diesen Aktivitäten in den Randzeiten des Tages nachgehen. „Heute wissen wir, viel besser noch als vor Jahren, welch große Schäden Hitze dem Körper zufügt“, sagt sie. Patienten mit einer besonderen Medikation sollten sich bei ihrem Haus- oder Facharzt Rat holen. „Wer beispielsweise stark entwässernde Medikamente nehmen muss, braucht hier eventuell eine neue Dosierung“, so Renneberg.

Auch mit Blick auf körperlich anstrengende Berufe fordert Renneberg mehr und längere Pausen. „Menschen, die im Straßenbau, als Handwerker, Dachdecker oder bei der Abfallentsorgung arbeiten, müssen die Möglichkeit haben, nicht in der Mittagshitze ihrer Arbeit nachzugehen.“ Arbeiten, die verschiebbar seien, müssten auch auf andere Tage verlegt werden können, plädiert Renneberg.

Auch Kommunen geben Bürgern zunehmend Tipps zur Hand, wie sie die heißen Tage unbeschadet überstehen. Nach dem Gesundheitsamt Göttingen tat dies am Montag auch die Behörde in Braunschweig.

Und die Tiere? Wie gehen wir mit denen am besten um?

Ob Haus- oder Wildtiere, auch sie leiden unter hohen Temperaturen: Das Tierheim in Braunschweig hat für die beiden kommenden Tage die Arbeitszeiten nach vorne verlegt. „Wir beginnen um sechs Uhr morgens, damit bei noch kühleren Temperaturen Spaziergänge mit den Hunden möglich sind“, sagt Verena Geißler, Leiterin der Einrichtung. Hunde, die Wasser liebten, hätten die Möglichkeit, sich in sogenannte „Bademuscheln“ zu legen. Die Räume seien gekühlt und abgedunkelt, zudem gefliest. Das sorge für ein etwas angenehmeres Klima. Katzen profitierten in ihren Bereichen zusätzlich von Klimaanlagen.

Genau wie der Nabu Niedersachsen sorgt sich auch das Tierheim Braunschweig bei der Hitze um Abkühlungs- und Erfrischungsmöglichkeiten für Wildtiere wie Vögel. „Stellen Sie ruhig in schattige Bereiche des Gartens flache Trinkschalen, die Sie immer wieder mit Wasser füllen. Die Schalen sollten aber nicht zu tief sein, damit die Tiere nicht reinfallen“, erklärt Expertin Geißler.