Braunschweig. Entwicklungshelfer Georg Taubmann wurde vor 20 Jahren in Afghanistan entführt. Die Peiniger von einst drohen jetzt wieder an die Macht zu kommen.

Auf den Tag genau vor 20 Jahren begann für die christliche Hilfsorganisation Shelter Now in Afghanistan ein dreieinhalb monatiges Martyrium. Acht ausländische Mitarbeiter, sechs Frauen und zwei Männer, wurden von den radikal-islamischen Taliban wegen des Vorwurfs der illegalen Missionierung festgenommen, vor Gericht gestellt, später verschleppt – alles im Umfeld des 11. Septembers 2001.

Georg Taubmann, Internationaler Leiter von Shelter Now, war einer der Entführten. Im Interview mit unserer Zeitung kritisiert er die aktuelle Afghanistan-Politik der Bundesregierung und den Abzug der internationalen Truppen scharf – und wirft dieser Wortbruch vor. Es sei immer wieder versprochen worden, die Menschen dort nicht im Stich zu lassen, zuletzt von Bundesaußenminister Heiko Maas im März im Bundestag.

Taubmann: Schreckensherrschaft droht sich zu wiederholen

Die getroffenen Entscheidungen spiegelten nun das Gegenteil wider, sagt die Ex-Geisel. „Dieses Land kann man nicht verteidigen, ohne Soldaten und Logistik vor Ort. Die Taliban sind wieder mächtig, wie vor 1996. Sie haben weltweit Unterstützer“, sagt Taubmann.

Seine Schlussfolgerung klingt apokalyptisch. So drohe sich die Schreckensherrschaft, unter der er auch persönlich gelitten habe, zu wiederholen. Taubmann spricht von mittlerweile rund zwei Millionen Binnenflüchtlingen im Land und beruft sich auf das Zahlen des UN-Flüchtlingshilfswerks. Eine Krise, die durch die Entscheidungen der westlichen Staatengemeinschaft zuletzt selbstverschuldet sei.

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Shelter Now ist seit mehr als 40 Jahren für und in Afghanistan tätig. Unterstützt durch Spenden sind so in vielen Orten Brunnen, Kliniken und Schulen entstanden. Ihren Sitz in Deutschland hat die international tätige Organisation in Braunschweig.