Ich hatte Glück bei einer Premiere am Staatstheater dabei zu sein. Und es war nicht irgendeine Premiere – es war die erste seit 215 Tagen.

Und sie spielen wieder! Wer mich kennt, der weiß, dass ich das Theater liebe. Schauspiel, Tanztheater, Performance… Die Form ist mir da herzlich egal. Hauptsache ist, dass das, was da auf den Brettern, die die Welt bedeuten – oder auch abseits von Bühnen – passiert, etwas mit mir macht. Mich zum Nachdenken anregt, berührt oder vielleicht auch nervt. In solchen Momenten spüre ich dann den Zauber, den Theater noch immer für mich birgt.

Einen solchen Moment hatte ich nun wieder. Aber von vorne: Als ich vor über einem Jahr nach Braunschweig kam, fiel ziemlich bald das gesamte öffentliche Leben der Pandemie zum Opfer. Auch die Theater schlossen. Gerade in schwierigen Zeiten ist es – zumindest für Kulturinteressierte – besonders wichtig, Kunst und Kultur erleben zu können. Ich war in Braunschweig jedoch noch nie im Theater – von einer Generalprobe mal abgesehen. Bis jetzt. Ich hatte Glück bei der Premiere von „Narben“ am Staatstheater dabei zu sein.

Und es war nicht irgendeine Aufführung – es war die erste Premiere seit 215 Tagen. Als die Tänzer und Tänzerinnen und die Schauspielerin mit ihren Kollegen zum Schlussapplaus die Bühne betraten war ich tief gerührt. Nach Monaten ohne Publikums durften sie endlich wieder spielen und tanzen und sich nun in ihrem Applaus abholen. Doch mein Gänsehautmoment war nicht Teil der Inszenierung. Er fand nicht einmal auf der Bühne statt. Die Aufführung war vorbei. Ich war schon bereit, den Saal zu verlassen, da drangen Freudenschreie aus dem Off in den Saal. Das war einer dieser magischen Momente des Theaters. Die Schreie beinhalteten so viel.

Das Adrenalin nach einem Auftritt, das jeder kennt, der schon einmal auf der Bühne stand, das Abfallen der Anspannung der letzten Monate, die Freude wieder spielen zu dürfen und die Zuversicht, dass es ab nun wieder bergauf geht. Juhu!