„Eine radikalisierte Partei dürfte für Niedersachsens Wähler nicht allzu attraktiv sein.“

Die Rechnung kommt spät, aber sie fällt heftig aus. Innerhalb der AfD galten Niedersachsens Landesverband und insbesondere die Landtagsfraktion als eher gemäßigt.

Dann siegte beim Braunschweiger Landesparteitag das als „völkisch-nationalistische“ geltende Lager gegen die Unterstützer der Partei- und Fraktionsvorsitzenden Dana Guth. Die Reaktion kam mit einigen Tagen Verspätung: Guth und zwei weitere AfD-Landtagsabgeordnete erklärten den Austritt aus der Landtagsfraktion. Raufen sich die verfeindeten Lager nicht doch noch in letzter Minute zusammen, hat die AfD statt einer Fraktion neun versprengte Abgeordnete, riesige finanzielle Verluste und begrenzte Arbeitsmöglichkeiten. Guth hatte offenbar keine Kraft mehr, von Parteifreunden an ihrem Stuhl sägen zu lassen. Sie wählte ein Ende mit Schrecken statt den Schrecken ohne Ende. Zwei Abgeordnete gingen mit: Es geht um mehr als ein Soloshow.

Aus Sicht der AfD ist der Schaden riesig. Eine radikalisierte Partei dürfte für Niedersachsens Wähler nicht allzu attraktiv sein. Da hilft auch die Patriotenrhetorik nichts. Das werden der neue Vorsitzende Jens Kestner und seine Unterstützer lernen müssen. Und im Landtag nähme sich die AfD durch eine Spaltung neben Ressourcen eine wichtige Bühne. In Braunschweig forderte Bundessprecher Jörg Meuthen Regierungsfähigkeit und Professionalisierung. Niedersachsens AfD ist, zum Leidwesen vieler Mitglieder, eher geübt im Lagerkampf.