Braunschweig. Was müssen Ältere oder Kinder bei den hohen Temperaturen bedenken? Wie kalt sollten Räume sein? Experten geben Tipps, auch Leser haben Anregungen.

Die Region ächzt seit Tagen unter hohen Temperaturen. Wie Schlafen oder Sport trotzdem gelingen und was Kindern und Haustieren nun hilft, haben uns Experten beantwortet. Außerdem steuern einige Leser ihre besten Anti-Hitze-Tipps bei.

Wann regnet es denn endlich?

Am heutigen Freitag. „Besonders am frühen Morgen, aber auch im Tagesverlauf kann es zu teils heftigen Gewittern in der Region Braunschweig kommen“, gibt eine Meteorologin des Deutschen Wetterdienstes Auskunft. Stürmische Böen und Starkregen werden erwartet. Am Samstag und Sonntag könne es ebenfalls gewittern, aber nicht so heftig.

Wie viel muss ich trinken – und was?

„Ein Glas Wasser pro Stunde ist ein gutes Richtmaß“, sagt Diplom-Ökotrophologin Berit Schenk. Wer pures Wasser nicht möge, könne sein Getränk mit Zitronenscheiben, Minzblättern oder Früchten aufpeppen. Ebenfalls empfehlenswert laut Schenk, die an den Berufsbildenden Schulen Bad Harzburg arbeitet, ist noch nicht ganz abgekühlter Pfefferminztee. „Lauwarmen Tee zu trinken, ist in vielen warmen Regionen der Erde üblich“, erklärt sie. Eine kalte Cola zu exen klinge zwar verlockend – sei aber gar nicht förderlich. „Der viele Zucker belastet den Körper und da er die kalte Flüssigkeit erwärmen muss, wird uns noch heißer.“ Auch Kaffee sei nicht bedingungslos empfehlenswert. „Kaffee regt den Kreislauf an. Wer zu viel davon trinkt, schwitzt noch schneller“, erklärt die Expertin. Wer zu wenig trinke, sehe das in der Kloschüssel: Der Urin sei dann recht dunkel. Mangelnde Flüssigkeitszufuhr könne außerdem zu Verstopfung führen.

Wie ernähre ich mich am besten?

„Nicht zu gehaltvoll, nicht zu fettig – so belasten wir unseren Kreislauf nicht noch zusätzlich“, sagt Diplom-Ökotrophologin Schenk. Auf dem Teller landen sollten wasserhaltiges Obst und Gemüse, gern roh. „Außerdem sollten wir genau auf unser Hungergefühl hören. Der Körper sagt einem, was er braucht“, erklärt die Expertin. Hat man keinen Appetit, darf das Mittagessen schon einmal ausgelassen werden. „Wer krank ist, zum Beispiel Diabetiker, und Medikamente nimmt, sollte aber natürlich darauf achten, regelmäßig zu essen, damit es zu keiner Unterzuckerung kommt“, gibt Schenk zu bedenken.

Wenn es auf der Arbeit richtig heiß ist, bekomme ich dann hitzefrei?

„Es gibt kein automatisches Recht auf hitzefrei und keine automatische Verpflichtung von Arbeitgebern, für bestimmte Linderung zu sorgen“, sagt Matthias Büschking, Pressesprecher des Verdi-Landesbezirks Niedersachsen-Bremen. Deshalb sei es sinnvoll, wenn sich Betriebsrat und Arbeitgeber bereits vorbeugend auf Maßnahmen verständigten.

Muss mein Arbeitgeber nicht für angenehm temperierte Räume sorgen?

Die sogenannte Arbeitsstättenverordnung regele, dass Betriebsräume so einzurichten seien, dass Sicherheit und Gesundheitsschutz beachtet werden, erklärt Gewerkschafter Büschking. Dazu zähle auch die Raumtemperatur, sie solle 26 Grad nicht überschreiten, wofür beispielsweise Außenjalousien angebracht werden könnten. Steigt die Temperatur über 30 Grad, schlage die Verordnung vor, elektrische Geräte nur noch bei Bedarf zu betreiben, die Kleiderordnung zu lockern oder Getränke bereitzustellen. Bei mehr als 35 Grad könne es sein, dass der Raum nicht mehr zum Arbeiten geeignet sei. „Die Arbeitsstättenverordnung enthält jedoch nur Empfehlungen“, stellt der Pressesprecher klar. Welche Maßnahmen zu treffen sind, entscheide der Arbeitgeber selbst.

Meine Küche Zuhause ist aber angenehm kühl – kann ich mit dem Laptop einfach dahin umziehen?

Bislang gibt es kein Recht auf Homeoffice, erklärt Gewerkschafter Büschking. Wichtig sei, dass die Ausgestaltung des Homeoffice mitbestimmungspflichtig sein sollte. Hier seien Dinge wie Ergonomie, technische Voraussetzungen oder Datenschutz zu besprechen.

Und was gilt für Jobs außerhalb von geschlossenen Räumen, zum Beispiel auf dem Bau?

„Es gibt unterschiedliche Vorgaben für unterschiedliche Jobs, die im Idealfall in Betriebsvereinbarungen festgeschrieben worden sind“, sagt Gewerkschafter Büschking. Grundsätzlich gelte für alle, dass der Arbeitgeber Maßnahmen zum Arbeitsschutz ergreifen müsse, um die Arbeitsbedingungen erträglicher zu gestalten. So könnten Arbeits- und Pausenzeiten verschobenen werden, der Sonnenschutz durch ein Sonnensegel optimiert werden oder Wasser bereitgestellt werden.

Wie gefährlich ist die Hitze für Säuglinge, und was können Eltern tun, um ihnen zu helfen?

„Säuglinge haben gegenüber Sonnenbestrahlung eine sehr empfindliche Haut“, erklärt Prof. Dr. Hans Georg Koch, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Klinikums Braunschweig. Seine Hinweise: „Direkte Sonneneinstrahlung vermeiden, luftdurchlässige Kleidung, nicht zu warm zudecken und ausreichende Flüssigkeitszufuhr.“ Bei voll gestillten Säuglingen reiche in der Regel Muttermilch, gegebenenfalls könne man noch Tee oder Wasser anbieten. Freie Hautpartien sollten Eltern mit einer für Säuglinge geeigneten Sonnencreme schützen.

Und was gilt für Kleinkinder?

„Kleinkinder sind mobil und aktiv und bemerken beim Spielen in der Hitze nicht, wenn sie ihren Körper überfordern“, sagt Mediziner Koch. Sie sollten nicht in der direkten Sonne spielen und nicht zu sehr toben. „Wiederholt Flüssigkeit anbieten und regelmäßige Mahlzeiten sind für den Energie- und Mineralhaushalt wichtig“, erklärt der Chefarzt. Kopf- und Nackenbereich sollten durch Kopfbedeckung geschützt werden.

Stimmt es eigentlich, dass ältere Menschen weniger Durst haben?

Ja. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) nehme das Durstgefühl mit steigendem Alter ab. So könne es schnell zu einem gefährlichen Flüssigkeitsmangel kommen. Zwei bis drei Liter Wasser, ungesüßte Kräutertees oder Saftschorlen sollten ältere Menschen pro Tag in der Regel trinken. Die BZgA empfiehlt, an mehreren Stellen in der Wohnung Getränke griffbereit zu platzieren und zum Beispiel regelmäßig mit einem akustischen Signal ans Trinken zu erinnern. Noch aus einem anderen Grunde ist die Hitzewelle für Senioren besonders belastend. Der natürliche Abkühlungsprozess, das Schwitzen, setzte bei älteren Menschen in der Regel später und in geringerem Maße ein. Die Abgabe von Wärme über die Haut sei daher laut BZgA erschwert.

Wie halten sich andere Leser kühl?

Auf den Facebook-Seiten unserer Zeitung haben wir Leserinnen und Leser nach ihren Tipps gefragt. „Kalter Waschlappen im Nacken und einen heißen Kaffee! Am besten schnallt man sich einen Ventilator um“, lautet der Rat von Nutzerin Jay Ha. Nutzer Jan Neumann rät dagegen, den Erste-Hilfe-Kasten zu plündern: „Rettungsdecken (die silbernen Folien) vor die Fenster kleben hält die Wohnung kühl.“

Michael Schulze fehlen vor Hitze die Worte. „Klimaanlage“, lautet sein Ein-Wort-Tipp.

Wieso schlafe ich momentan so schlecht?

„Der Körper reagiert eigentlich richtig, denn in ungewohnter Situation ist natürlicherweise die Aufmerksamkeit unseres Organismus erhöht“, sagt Prof. Dirk Hausmann, Chefarzt der Kardiologie und Inneren Medizin des Städtischen Klinikums Wolfenbüttel. In gewohnter Situation schlafe man dagegen besser ein und durch. „Bei etwa 18 Grad Umgebungstemperatur im Schlafzimmer scheinen die Bedingungen optimal zu sein“, berichtet der Mediziner.

Was hilft beim Schlafen an heißen Tagen?

„Lauwarmes Duschen vor dem Zubettgehen unterstützt die körpereigene Wärmeregulation und kann das Einschlafen erleichtern“, sagt Kardiologe Hausmann. Ventilatoren hätten nichts im Schlafzimmer zu suchen: Sie erhöhten das Risiko für Infektionen, weil sie die Atemwege austrockneten. Außerdem: „In einem dunklen Zimmer schläft man besser“, so der Mediziner.

Leichte Aktivität tagsüber sorge für besseren Schlaf – Sport am Abend sei aber nicht empfehlenswert. Hausmann rät: „Vermeiden Sie große, schwere Mahlzeiten am Abend. Trinken Sie am Tag genug, da es auch nachts zu Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen kommt.“

Sport bei Hitze – eine gute Idee?

Der Wolfenbütteler Uwe Stelzer, Absolvent der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig, und studierter Schwimmtrainer sagt: „Für Sonnenschutz sorgen und ausreichend, nicht zu kalte Flüssigkeit trinken. Außerdem die heißeste Zeit des Tages am späten Nachmittag meiden und lieber am frühen Morgen oder späten Abend trainieren.“ Schwimmen sei übrigens nicht per se weniger belastend als andere Ausdauersportarten wie Laufen oder Rad fahren, auch dabei schwitze man. Wer bisher wenig trainiert hat, dem rät der Sportexperte zum Besuch beim Hausarzt.

In den kalten See hüpfen, um sich abzukühlen, das ist doch immer eine gute Idee, oder?

Dabei sollte man aber auf die Baderegeln achten, sagt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). „Also: Vor dem Schwimmen gehen abkühlen, nach einer Mahlzeit mindesten dreißig Minuten warten, bevor es wieder ins Wasser geht, bei einem nahenden Gewitter das Wasser verlassen und erst am Ende des Badetages zum Feierabendbier greifen“, erklärt Gerrit Meisel, Pressesprecher der DLRG Braunschweigs.

Darüber hinaus rät die DLRG dazu, nur bewachte Badegewässer zu nutzen. Strömungen, Schadstoffe, Hindernisse unter Wasser oder Scharfkantiges: Unbewachte Gewässer könnten eine Vielzahl von Gefahren bergen. Außerdem: aufeinander achten. Wenn jemand mitbekomme, dass ein Badegast zu ertrinken drohe, sollte der Retter dem Ertrinkenden einen Ball oder eine Luftmatratze oder anderen schwimmenden Gegenstand anreichen und Abstand halten. „In der Not kann der Ertrinkende gigantische Kräfte entwickeln und den Retter selbst in Gefahr bringen“, sagt Meisel.

Und wie findet man diese bewachten Badegewässer?

Unter www.badegewaesser.niedersachsen.de gibt es eine Liste mit bewachten Badestellen auch in unserer Region. Dazu zählen zum Beispiel das Kennelbad, der Salzgittersee und der Tankumsee.

Was kann ich tun, um meinen Haustieren die heißen Tage erträglicher zu gestalten?

„Das Wichtigste ist, Tieren immer frisches Trinkwasser zur Verfügung zu stellen“, sagt Dr. Heiner Lüps, der Vorsitzender Bezirksgruppe Braunschweig im Bundesverband praktizierender Tierärzte ist. Kühl dürfe es sein, aber mit Eis könnten Hunde, Katzen und Co. nichts anfangen. Wenn die Tiere das mögen, sind ein paar Spritzer Wasser aus einem Zerstäuber auf das Fell erfrischend. „Ventilatoren dagegen sind manchen Tieren schon unangenehm. Sie brauchen eigentlich nur ein schattiges Plätzchen und ein wenig Luftzirkulation“, erklärt der Veterinärmediziner aus Bad Harzburg. Außerdem weist Lüps darauf hin, dass man auf keinen Fall bei hohen Temperaturen ein Tier im Auto lassen sollte – auch nicht kurz, im Schatten und mit halbgeöffneten Fenster.

Eine Klimaanlage bekomme ich jetzt spontan nicht installiert – gibt es eine simplere Alternative?

Ja, die gibt es: Einen Luftkühler auf Wasserbasis kann man sich unkompliziert zu Hause bauen. Dafür braucht man einen Ventilator, ein Handtuch, einen Kleiderbügel und eine mit Wasser gefüllte Schüssel. Zunächst das Handtuch mit Wasser befeuchten. Das Tuch über einen Kleiderbügel und diesen in einem Raum aufhängen. Die Schüssel darunter stellen und das Ende des Handtuches hinein hängen. Den Ventilator vor das Handtuch stellen und anschalten. Fertig. So entsteht Verdunstungskälte, die in den Raum geblasen wird. Genauso effektiv wie eine Klimaanlage ist diese Konstruktion zwar nicht – aber sorgt immerhin für eine kühle Brise und im besten Fall einige Grad weniger im Zimmer.

Übrigens: Lüften sollte man früh morgens – dann ist es am kältesten – und danach, wenn es geht, die Fenster abdunkeln.