Menschen, die Corona-Partys feiern, haben nicht verstanden, in welche Gefahr sie sich und ihr Umfeld bringen. Herr, schmeiß Hirn vom Himmel.

„Es ist ja das große Glück, den Wurm dann zu spüren, wenn er noch vernichtet werden kann.“ Bernhard von Clairvaux

Corona, immer Corona. „Es ist furchtbar, dieses Warten, ob das Virus nun kommt und was dann passiert“, sagte gestern eine Frau zu mir. Sie hatte Tränen in den Augen. Eine starke Frau, die viel erlebt und durchgestanden hat.

Corona, immer Corona. Familien ziehen sich zurück, weil sie die Mahnung der Wissenschaft und der politisch Verantwortlichen ernst nehmen. Kinder können nicht zusammen spielen. Die Eltern der Älteren dürften zum ersten Mal froh sein, dass es Online-Spiele gibt, über die sich Freunde aus dem realen Leben wenigstens virtuell verabreden können.

Corona, immer Corona. Jüngere schützen alte Mitbürger, zuhause oder in Residenz und Pflege, vor Infektion, indem sie ihnen etwas sehr kostbares vorenthalten: Den Besuch, die Umarmung, das Halten der Hand. Gut, dass es Besuchs- und Pflegedienste gibt, die sich weiterhin und mit der gebotenen Vorsicht kümmern. Und dass in sehr vielen Fällen auch hier elektronische Möglichkeiten gegen die Vereinsamung helfen. Ministerpräsident Stephan Weil hat in seiner Videobotschaft zum Auftakt unserer Aktion #mutmacher sehr zurecht darauf hingewiesen, dass auch ein Anruf einem älteren oder gehandicapten Mitmenschen zeigt, dass wir an ihn denken.

Corona, immer Corona. Nach Schulen und Universitäten verlegen sich immer stärker auch die Unternehmen aufs Arbeiten zuhause. Viele spüren dabei schmerzhaft, wie wenig intensiv und kompetent die Möglichkeiten der digitalen Welt bisher genutzt wurden. Da müssen Kommunikationswege neu geschaffen, technische Infrastrukturen ausgebaut, Fähigkeiten erworben und geübt werden. In diesem einen Sinne ist Corona ein Weckruf. Was wir dieser Tage erfahren, hinterlässt tiefe Spuren in unser aller Bewusstsein, es verändert den Alltag der Zeit danach.

Corona, immer Corona. Viel wird gerade getan, damit der wirtschaftliche Schaden nicht Strukturen zerstört, die Arbeitsplätze, Versorgung und die Handlungsfähigkeit unseres Staates sichern. Gut, dass Bund und Land sehr schnell handeln. Gut, dass die Mittel unbürokratisch verteilt werden. Gut auch, dass an die Kleinsten und Schwächsten gedacht wird. Kleine Gewerbetreibende stehen noch schneller vor dem Ruin, wenn Kunden und Aufträge ausbleiben, die Kosten aber weiterlaufen. Gut wäre, wenn der Gedanke der Solidarität alle erfassen würde. Es kann nicht richtig sein, dass der Friseur, der Trainer, der Anwalt kaum noch Einnahmen hat, sein Vermieter, seine Bank, sein Leasingpartner aber weiterhin Geld einstreicht, als wäre nichts geschehen. Es gibt da gute Ansätze, aber auch totale Ignoranz. Möglicherweise muss der Gesetzgeber auch hier rasch reagieren.

Corona, immer Corona. Viele Menschen machen sich Gedanken, wie sie helfen können. In Nachbarschaften, Kirchengemeinden und auf Initiative einzelner Kommunen entstehen gerade Strukturen und Informationswege, die zum Beispiel alte Menschen, die wegen der Infektionsgefahr nicht mehr selbst einkaufen möchten, mit jüngeren zusammenbringen, die es ihnen abnehmen können. Auch unsere Zeitung arbeitet daran. Es gibt Berufsgruppen, die nach menschlichem Ermessen bald sehr dringend gebraucht werden: Menschen, die in Gesundheitsberufen qualifiziert sind. Schwestern und Pfleger, die ihren Beruf nicht mehr ausüben und keiner Risikogruppe angehören, Pharmazeuten und Assistenzkräfte – sie alle haben nach unseren Recherchen keine Anlaufstelle, die Auskunft geben, Angebote und Bedarf sortieren, tatkräftige Menschen vermitteln könnte. Hier muss das Land Niedersachsen dringend in die Strümpfe kommen. Wenn die Stationen erst mit Patienten überfüllt sind, wird die Koordination sehr viel schwerer fallen.

Corona, immer Corona. Man möchte gar nicht darüber nachdenken, was alles geschehen könnte. Die Berichte aus Bergamo sind verstörend. Sie dürfen uns alle nicht in Panikstarre versetzen. Viel kann und muss gerade jetzt getan werden, damit es bei uns nicht so weit kommt. Wir dürfen nicht hinnehmen, dass Menschen sterben, weil sie nicht früh oder intensiv genug behandelt werden. Am wichtigsten ist die Verlangsamung der Epidemie. Schließung der Schulen und Kitas wie eines Teils der Geschäfte, das waren richtige Entscheidungen. Warum aber neben Apotheken, Drogerien und Lebensmittelläden etwa auch Baumärkte geöffnet bleiben müssen, erschließt sich nicht. Es ist ja nicht schön, wenn einer nicht alle Latten am Zaun hat und das ändern will – aber deshalb die Reduzierung von Kontakten zu gefährden, ist grotesk. Über Menschen, die sich selbst an die liberalen Vorschriften nicht halten und „Corona-Partys“ feiern, ist nur eins zu sagen: Sie haben noch immer nicht verstanden, in welche Gefahr sie sich und ihr Umfeld bringen. Herr, schmeiß Hirn vom Himmel.

Corona, immer Corona. Eine gewisse Sorte Mensch spielt mit der Angst, setzt Falschmeldungen in die Welt oder verbreitet sie gedanken- und verantwortungslos weiter. Das muss aufhören. Polizei, Staatsanwaltschaft und jeder von uns sollte darauf eine Antwort geben. Und wenn es der beste Freund ist, der Fake News verbreitet: Der harte Rüffel wird zur Bürgerpflicht.

Corona, immer Corona. Wir halten es mit geprüften Nachrichten. Ihre Redaktion ist für Sie da, sie macht für Sie ihre Arbeit, vom Homeoffice aus, aber wie immer. Alle wissen, wie wichtig unsere Arbeit gerade jetzt ist, wo so viel Info-Müll herumfliegt.

Die #mutmacher leisten ihren Beitrag, indem sie uns an unsere Stärken erinnern. Wie sagte IHK-Präsident Helmut Streiff in seinem Video? „Lassen Sie uns mit Blick auf diese schwierige Zeit verantwortungsvoll handeln.“