„Die meisten Leute meiden den Nahverkehr nicht, weil er zu teuer ist. Sondern weil er zu kompliziert ist.“

Hannover will am ersten Adventssamstag den öffentlichen Nahverkehr kostenlos anbieten. Das ist gut gemeint, aber schlecht gemacht. Der Großversuch soll zeigen, ob das ein Modell für die Zukunft sein kann. Ernsthafte Aufschlüsse kann die Aktion nicht bringen, denn der erste Adventssamstag ist kein normaler Samstag. Er lässt keine Rückschlüsse zu. Wahrscheinlich nutzen die Hannoveraner an diesem Tag sowieso mehr Öffis.

Hinzu kommt, und das ist entscheidender: Ein kostenloser Nahverkehr ist für den Staat sehr teuer. Und hätte wenig Wirkung. Verkehrsforscher rechnen, auf die gesamte Republik bezogen, mit Mehrkosten von bis zu 15 Milliarden pro Jahr. Und der schlechten Luft in den Städten würde das kaum etwas bringen. Denn die meisten Leute meiden den Nahverkehr nicht, weil er zu teuer ist. Sondern weil er zu kompliziert ist. Es gibt einen Tarifdschungel. Und dann sind Züge und Busse nicht da, wenn man sie braucht.

Das Netz muss ausgebaut werden. Die Takte müssen dichter werden, es müssen viel mehr Busse und Bahnen fahren. Wenn die Hannoveraner mit ihrem dichten Netz an Bussen, U-, S-, und Straßenbahnen schon Probleme haben, die Leute für den Nahverkehr zu begeistern, was sollen da zum Beispiel die Bürger im 400-Seelen-Ort Beierstedt im Kreis Helmstedt sagen? Laut Forschern schreckt höchstens zehn Prozent der wechselbereiten Leute die Höhe der Preise im Nahverkehr ab. Steckt lieber Geld in die Infrastruktur!