„Die USA und Großbritannien galten einst als Leuchttürme unter den westlichen Demokratien.“

Was für eine Woche! Das bereits aufgewühlte politische Klima in Amerika und in Großbritannien ist noch aggressiver geworden. US-Präsident Donald Trump und der britische Premierminister Boris Johnson lieferten neue Höhepunkte von Verbalradikalismus, Bulldozer-Denken und im Heruntermachen der politischen Gegner. In beiden Fällen geht es auch um die Verachtung demokratischer Institutionen und Prozesse, die von Diskussionen und abweichenden Meinungen leben.

Washington wird derzeit von Trumps Rufmordkampagne gegen seinen derzeit größten Konkurrenten erschüttert – den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden. Der Präsident versuchte im Juli, seinen ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj für seine Interessen einzuspannen. Dieser sollte Material liefern, das den früheren Vize von Barack Obama ins Zwielicht setzen würde.

Es ist vor allem Trumps Sprache, die verstört. Den anonymen Informanten, der den Skandal ins Rollen brachte, bezeichnete er als „Verräter“. Er rückte ihn in die Nähe von Spionen, mit denen man früher kurzen Prozess gemacht habe. Das ist verbales Guillotinieren.

Eine ähnliche Denkungsart verfolgt der britische Premierminister Johnson. Er will den Brexit durchboxen – koste es, was es wolle. Die fast sechswöchige Zwangspause, zu der er das Parlament vergatterte, ist eine beispiellose Missachtung der gewählten Vertreter des Volkes. Auch Johnson liebt die rhetorische Keule. Den Brexit-Gegnern wirft er „Kapitulation“, „Verrat“ und „Betrug“ vor.

Die USA und Großbritannien galten einst als Leuchttürme unter den westlichen Demokratien. Trump und Johnson sind heute die Rüpel des Westens. Ihre Methoden nähern sich denen der Autokraten im Osten und Süden an. Bis zu Erdogan, Putin, Xi Jinping und Bolso­naro ist es zwar noch ein Stück, aber der Abstand ist kleiner geworden.