Braunschweig. Modulares Bauen gilt in Zeiten des Wohnungsmangels als innovativ.

Serielles und modulares Bauen kann schnell und preiswert sein. Vorgefertigte Module, mit Tieflader und Kran auf die Baustelle gebracht. In Stunden zusammengefügte Module – und kein Plattenbauimage!

Dieser Vorschlag kommt von Claus-Rüdiger Martin aus Braunschweig.

Zum Thema recherchierte Andre Dolle.

Im Dezember kamen die Sattelschlepper ins hessische Idstein. Auf ihrer Ladefläche beförderten sie neun vorgefertigte Wohnungen in die Stadt nördlich von Wiesbaden. Anfang Mai sind die ersten Sozialmieter eingezogen. Sie zahlen 6,80 Euro pro Quadratmeter – möglich wurde dies durch die modulare Bauweise.

Bauen dauert in Deutschland lange und wird immer teurer. Idstein ist die erste Kommune in der Republik, die eine neue Rahmenvereinbarung für serielles und modulares Bauen in Anspruch nimmt. Die Vereinbarung wurde vom Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW gemeinsam mit dem Bundesbauministerium und der Bundesarchitektenkammer vorgelegt. Weitere Städte und Gemeinden in Deutschland sollen folgen.

Bei dem Bauprojekt in Idstein wurden Stahlbeton-Module in Massivbauweise per LKW und Kran auf der Baustelle angeliefert. Die Module waren vorher – unabhängig von Wind und Wetter – in einer Halle vorgefertigt worden. Die Zimmer wurden ab Werk mit der gesamten Elektrik und allen Installationen ausgestattet. Fußböden, Fliesen, Dusche, Badewanne – alles war schon drin. Vor Ort mussten die Mitarbeiter des Bauunternehmens Lechner Group nur noch die Schnittstellen verbinden. Am frühen Morgen kamen die Sattelschlepper und Kräne an. Gegen Mittag waren die Handwerker bereits fertig. Neun bis zwölf Monate dauert es, bis ein Mehrfamilienhaus steht. Bei der modularen Bauweise sind es etwa drei Monate – inklusive Vorfertigung in der Halle, versteht sich. Diese Zeit ist kaum zu toppen.

Bis zum Jahr 2030 sollen alleine in Niedersachsen 40.000 neue Sozialwohnungen entstehen. So will es die Landesregierung, und nach Aussage des Landesbauministeriums könnte die neue Richtlinie, wenn das weitere Verfahren zügig läuft, für den 400 Millionen Euro umfassenden Fördertopf Anfang Juli in Kraft treten. 85 Prozent der Mittel aus dem Wohnraumförderfonds sollen laut dem Verband der Wohnungswirtschaft in Niedersachsen für Sozialwohnungen zur Verfügung gestellt werden.

Mit der seriellen und modularen Bauweise würden schnell neue Wohnungen entstehen. So fordert es auch unser Leser.

Wobei die Idee des modularen Bauens so neu nicht ist. In der ehemaligen DDR wurde diese Bauweise bevorzugt angewendet, um schnell und kostengünstig Wohnraum im sozialistischen Staat zu schaffen. Mehr oder weniger seelenlose Riesensilos wurden damals aus dem Boden gestampft.

Es geht aber auch anders, sagt der Spitzenverband GdW. Der Zuschnitt der Wohnungen sei individuell planbar, sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko laut Mitteilung. „Das Motto muss lauten: Einmal genehmigt, vielfach gebaut – und das in unterschiedlicher, vielfältiger baulicher und optischer Ausgestaltung“, sagte Gedaschko.

Wie ein Plattenbau nach alter DDR-Prägung sieht das Konzept des Architekturbüros Hullak Rannow zum Beispiel nicht aus. Es ist eines von neun Konzepten, für das Rahmenverträge mit dem Bundesbauministerium abgeschlossen wurden. Diese sollen dazu beitragen, dass in Deutschland künftig mehr, schneller und billiger gebaut wird. Laut GdW sind Preise beim seriellen Wohnungsbau von 20 bis 25 Prozent unter denen des konventionellen Wohnungsbaus möglich. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Da sich die bisher wenigen Anbieter vor Aufträgen kaum retten können, liegen die tatsächlichen Preise höher. Der Vorteil bei der modularen Bauweise: Er ist auch für die Hersteller besser planbar. Sie garantieren eine Preisstabilität von fünf Jahren. Das erleichtert für die Bauherren die Kalkulation in einer Zeit galoppierender Baupreise.

Laut GdW könnten durch die serielle Bauweise 50.000 Wohnungen in den nächsten Jahren zusätzlich gebaut werden.