Braunschweig. Was in allen anderen Teilen Niedersachsens Standard ist, soll bald auch in Braunschweig entstehen: eine Regionalleitstelle der Polizei.

Die neue Leitstelle wird dann wohl in Braunschweig sein, oder?

Das fragt unser Leser Martin Kämmer aus Braunschweig.

Zum Thema recherchierte Andre Dolle.

Ein Leitstand mit drei Plätzen. Vor jedem Drehstuhl stehen Monitore, dazu jeweils zwei Telefone und ein Funkgerät. Konzentrierte Arbeitsatmosphäre, Telefone klingeln. Ein Polizist schaut auf einen Monitor, spricht in den Hörer: „Ich habe Ihren Namen nicht richtig verstanden, könnten Sie ihn noch einmal wiederholen? Er legt den Hörer zur Seite, greift zum Funkgerät, dann wieder zum Telefon.

Was heute in der Leitstelle der Polizeiinspektion Braunschweig noch etwas umständlich wirkt, soll bald schon der Vergangenheit angehören: Dann nämlich, wenn auch unsere Region wie im Rest Niedersachsens eine moderne und zentrale Leitstelle bekommt.

In der Polizeidirektion Oldenburg ist das wie auch in Osnabrück bereits seit 2012 Realität. In Hameln ging die erste moderne Regionalleitstelle der Polizei in Niedersachsen schon 2008 in Betrieb. Lüneburg folgte 2015 relativ spät. Die Polizeidirektion Braunschweig steht als einzige noch auf der Liste des Landesinnenministeriums. Dann soll die zentrale Leitstelle der Polizei in unserer Region für mehr als eine Million Menschen zuständig sein. Wer künftig die 110 wählt, wird hier landen.

Was in Oldenburg schon jetzt aussieht wie ein großes Callcenter, ist in gewisser Weise auch eins. Mit einem Unterschied: Dort rufen keine Kunden von Versandunternehmen an, sondern Menschen in Not. Ähnlich wie in Oldenburg wird auch die geplante Regionalleitstelle in Braunschweig aussehen. Sie soll die fünf kleineren Leitstellen, die noch in den Inspektionen in Braunschweig, Wolfsburg, Gifhorn, Salzgitter und Goslar existieren, ablösen.

Bisher müssen die Beamten hier noch zum Telefon greifen, die Feuerwehr, die Rettungsleitstellen oder andere Polizeiinspektionen verständigen. Künftig werden die Beamten mit Headsets ausgestattet, per Mausklick werden Notrufe an die richtigen Adressaten umgeleitet. Funklöcher erschweren heute noch die Zusammenarbeit, künftig soll die Kooperation deutlich schneller und koordinierter ablaufen als in den getrennten kleinen Leitstellen. Auch der Kontakt zur Autobahnpolizei gehört dazu. Eine GPS-Ortung der Einsatzkräfte und -fahrzeuge soll zum Beispiel in Zukunft von der neuen Leitstelle in Braunschweig aus möglich sein. Braunschweigs Polizeipräsident Michael Pientka bringt es auf den Punkt: „Die Regionalleitstelle wird unsere Effizienz und somit auch die Sicherheit der Bürger steigern.“

Warum die Polizeidirektion Braunschweig als letzte in Niedersachsen eine Regionalleitstelle erhalten soll, kann das Innenministerium auf Anfrage nicht so recht erklären. Sprecher Bastian Lückfeldt sagt: „Die Einrichtung einer Regionalleitstelle für die Polizeidirektion Braunschweig steht seit geraumer Zeit auf der Vorhabenliste der niedersächsischen Landespolizei.“

Bis es soweit ist, wird es dauern. Nach heutiger Schätzung des Ministeriums wird alleine die Übergangslösung, ein Container-Bau auf dem Gelände der Polizeidirektion an der Friedrich-Voigtländer-Straße, 5,6 Millionen Euro kosten. In diesem Provisorium soll gestartet werden. Parallel soll der Um- und Ausbau eines Gebäudes auf dem Gelände erfolgen. Das kostet weitere vier Millionen Euro. Die Mittel dafür sind bisher aber noch nicht im Landeshaushalt eingeplant.

Die Landtagsabgeordnete Dunja Kreiser (SPD) macht Druck: „Die Beamten brauchen dringend die moderne Technik.“ Eine Insellösung soll im 300-Quadratmeter-Bau entstehen. Kollegen aus dem Kreis Gifhorn etwa sollen wegen der Ortskenntnis an einem Tisch sitzen. Eine kooperative Leitstelle wie in Oldenburg wird es bei uns nicht geben. Dort sitzen Kollegen der Feuerwehr und der Rettungsdienste mit im Raum. Man hat gute Erfahrungen damit gemacht. Laut Polizeipräsident Pientka ist das aus organisatorischen Gründen in Braunschweig aber nicht möglich.

Die geplante Regionalleitstelle der Polizei in Braunschweig

Spätestens Mitte 2021 muss die neue Regionalleitstelle in Braunschweig in Betrieb gehen. Dann soll das neue Leitstellen-System in ganz Niedersachsen greifen. In der Region werden die fünf Leitstellen in Braunschweig, Gifhorn, Wolfsburg, Salzgitter und Goslar abgeschafft, die große Leitstelle in Braunschweig entsteht. Sie soll 300 Quadratmeter groß werden, bis zu 80 Beamte umfassen.