Braunschweig. Nicht nur in Deutschland bestehen Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge. Andere europäische Städte haben noch ehrgeizigere Pläne.

Gibt es eigentlich irgendwo anders in Europa Fahrverbote? Oder ist das wieder ein hausgemachtes deutsches Problem?

Das fragt unser Leser Frank Manderbach

Zum Thema recherchierte Julia Popp mit unseren Agenturen

Erst Hamburg, dann Stuttgart, Aachen, Frankfurt und jetzt auch Berlin: In der deutschen Hauptstadt soll es auf zahlreichen Straßen ein Fahrverbot für Diesel-Fahrzeuge geben. Das hat ein Gericht in dieser Woche entschieden. Auch in anderen Innenstädten der Republik steht die Einführung von Diesel-Verboten zur Diskussion. In manchen Metropolen Europas sind Fahrverbote längst Alltag oder aber es gibt dort Einschränkungen, Umweltzonen oder eine Sondermaut. Für andere Städte gibt es teils sehr ehrgeizige Zukunftspläne.

Schon seit Anfang der 1980er Jahre gilt in der griechischen Hauptstadt Athen ein sogenanntes rotierendes Fahrverbot – allerdings nicht nur für Diesel-Autos: An geraden Tagen dürfen im Zentrum nur PKW mit einem geraden und an ungeraden Tagen PKW mit ungeradem Kennzeichen fahren. Ausgenommen sind Taxis und Lieferwagen.

Fahrverbote gelten auch in Barcelona, wenn auch temporär: Seit Ende 2017 müssen Diesel-PKW mit Erstzulassung vor 2006, aber auch Benziner mit Erstzulassung vor 2000 an Tagen stehen bleiben, an denen die Werte für Stickoxide überschritten werden. Das passiert in der spanischen Metropole bisher höchstens an drei Tagen im Jahr. Ab 2020 sollen ältere PKW völlig aus dem Zentrum verbannt werden.

Frankreich will noch härter vorgehen: In Paris sollen Diesel-PKW ab 2024 gar nicht mehr über die Straße rollen. Schon jetzt dürfen Diesel-Fahrzeuge, die vor 2001 zugelassen wurden, unter der Woche tagsüber nicht fahren. Das Verbot trifft auch Benziner, die vor 1996 zugelassen wurden. Die Regelungen für Lastwagen und Busse sind noch strenger. Bis 2030 will Paris komplett frei von Autos mit Verbrennungsmotoren sein.

Auch in der belgischen Stadt Antwerpen dürfen seit 2017 Fahrzeuge mit zu hohem Schadstoff-Ausstoß nicht mehr in die Innenstadt fahren. Ausnahmen sind nur mit vorübergehenden kostenpflichtigen Zulassungen möglich. Das Verbot betrifft nicht nur Dieselfahrzeuge der Abgasnorm Euro 3 und älter, sondern auch Benziner aus der Zeit vor Einführung der Euronorm.

Nebenan in den Niederlanden haben mehrere Kommunen Umweltzonen eingerichtet. Fahrverbote gelten dort überwiegend für
Diesel-LKW mit Erstzulassung vor 2001 beziehungsweise bis einschließlich Abgasnorm Euro 3. In Utrecht und Rotterdam dürfen keine Diesel-Autos mit Erstzulassung vor 2001 fahren.

In Rom sowie in vielen anderen Städten Italiens benötigen Autofahrer eine Genehmigung für Fahrten ins Stadtzentrum. Diese können zum Beispiel Anwohner erhalten. Dafür müssen sie allerdings zahlen. Speziell Diesel-Autos will Roms Bürgermeisterin Virgina Raggi ab 2024 aus dem historischem Zentrum der Stadt verbannen.

In Großbritannien gelten keine Fahrverbote. Teile Londons unterliegen aber einer Sondermaut von umgerechnet rund 11,20 Euro. Sie gilt für Diesel- und Benzin-Fahrzeuge, die nicht mindestens dem Standard Euro 4 entsprechen.

Auch Norwegens E-Auto-Metropole Oslo hat kein permanentes Diesel-Fahrverbot. An Tagen mit hoher Luftverschmutzung wird in der Hauptstadt aber ein vorübergehendes Verbot ausgesprochen. Ehrgeiziges Ziel ist es, die Innenstadt bis zum Jahr 2024 komplett frei von fossilen Kraftstoffen zu bekommen. Das würde ein Verbot für Diesel- und Benzin-Fahrzeuge bedeuten.

Kopenhagens Bürgermeister Frank Jensen will schon ab kommendem Jahr keine neuen Dieselautos mehr in der Umweltzone der dänischen Hauptstadt zulassen. Ältere Autos, die vor dem 1. Januar 2019 angemeldet wurden, sollen weiter fahren dürfen.

In Schwedens Hauptstadt Stockholm gibt es ebenfalls Pläne, Diesel ab 2020 in einer Umweltzone zu verbieten. Das soll erst einmal für Autos der Euro-Norm 1 bis 5 gelten.