Braunschweig. Panzer und landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge schlucken viel Sprit. Zum Gesamtverbrauch an Diesel in Deutschland tragen sie aber wenig bei.

Ich wundere mich darüber, welch ein „Herrmann“ um die Diesel-PKW gemacht wird. Und kein Mensch spricht darüber, dass zum Beispiel die Bundeswehr oder auch die Landwirtschaft mit Unmengen von Dieselfahrzeugen unterwegs sind.

Das fragt unser Leser Ewald Hesse aus Meine.

Die Antwort recherchierte Johannes Kaufmann

Im Vergleich mit dem Kampfpanzer Leopard 2 der Bundeswehr schneiden die meisten PKW beim Kraftstoffverbrauch in der Tat ganz gut ab. So verfeuert der Panzer auf 100 Kilometern laut Herstellerangaben etwa 340 Liter Diesel. Auf der Straße. Für das Umgraben von 100 Kilometern Lüneburger Heide brauchte es 530 Liter. Allerdings verfügt die Bundeswehr über lediglich 244 solcher Panzer, von denen üblicherweise weniger als die Hälfte einsatzbereit ist.

Dem stehen laut statistischen Bundesamt rund 15,2 Millionen Diesel-PKW gegenüber. Auch bei einem Fuhrpark von mehr als 26 000 Dieselfahrzeugen, darunter Autos, Transporter, Busse, Sonderfahrzeuge und Laster, ist der Anteil der Bundeswehr am Gesamtaufkommen somit gering. Eine Aussage zum Jahresdieselverbrauch der Bundeswehr war am Freitag vom Bundesverteidigungsministerium nicht zu bekommen.

Anders war es beim Deutschen Bauernverband, der kurzfristig einige Überblickszahlen liefern konnte. Demzufolge betreiben die Landwirte in Deutschland rund 1,4 Millionen land- und forstwirtschaftliche Dieselfahrzeuge. Jedes Jahr würden etwa 20 000 neue Schlepper zugelassen. Deren ökologischer Fußabdruck solle künftig durch den verstärkten Einsatz von Biokraftstoffen wie Biodiesel, Pflanzenöle und Biomethan reduziert werden. Die Emissionen ließen sich dadurch im Durchschnitt im 65 Prozent senken, allerdings stehe dem Einsatz häufig wegen möglichen Mehrverbrauchs, höherer Wartungskosten und Investitionen in neue Tanks die Wirtschaftlichkeit entgegen.

Eine Erntemaschine verbrauche „geschätzt mehr als 30 Liter Diesel pro Stunde“, so ein Sprecher des Bauernverbandes. Durch das Zusammenlegen von Arbeitsgängen, verbesserte Motoreneffizienz oder auch das Erhöhen der Arbeitsbreite der Maschinen solle der derzeitige Durchschnittsverbrauch von 80 bis 100 Litern Diesel pro Hektar bearbeiteter Fläche weiter gesenkt werden.

Der jährliche Gesamtverbrauch in der Landwirtschaft liegt laut Bauernverband bei 1,6 Milliarden Litern Diesel. Zum Vergleich: Der Gesamtverbrauch an Diesel in Deutschland betrug 2016 knapp 36,5 Milliarden Liter. PKW trugen nach Angaben des Umweltbundesamts mit knapp 21 Milliarden Litern bei.

Für landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge gelten in Deutschland übrigens eigene Emissions-Grenzwerte ­– auch weil die Stickoxid-Belastung auf dem Land zumeist deutlich geringer ist als in der Stadt. Und für die Bundeswehr gelten ohnehin eigene Regeln. Laut Verteidigungsministerium wären Fahrzeuge der Truppe von einem möglichen Dieselfahrverbot ausgenommen.