“Die große Koalition hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. Die Regierung kommt nicht mehr aus dem Krisenmodus heraus.“

Egal, wann und wie Hans-Georg Maaßen, der mit groben handwerklichen Schnitzern und fragwürdigen AfD-Kontakten seinen Ruf als oberster Verfassungsschützer verspielt hat, zu Recht seinen Chefsessel verlassen muss: Die große Koalition hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. CDU, CSU und SPD zeigten so vor den Augen der Bürger einmal mehr, dass sie ein reines Zweckbündnis bilden. Die Kanzlerin im Spätherbst ihrer Macht hat kaum noch die Kraft, eine Richtung vorzugeben, geschweige denn eine Personalie von nicht überragender Bedeutung geräuschlos abzuräumen. Die Regierung kommt nicht mehr aus dem Krisenmodus heraus.

Horst Seehofer, der als Ministerpräsident von Freund und Feind über Jahre für seine Gabe bewundert wurde, dem Volk aufs Maul schauen und nebenbei für Bayern viele Milliarden Bundesgeld herausschlagen zu können, ist völlig aus dem Tritt. Zu Chemnitz schwieg er lange, bezeichnete Glatzen und Springerstiefel, die Seite an Seite mit AfDlern auf den Straßen marschierten, als „unschön“, um dann in der Haushaltsdebatte plötzlich aufzuwachen, die AfD sei hochgefährlich und staatszersetzend. Seehofer sollte nun so viel Verantwortungsbewusstsein haben, um den Streit um Maaßen nicht auf die Spitze zu treiben, und den Geheimdienstmann in die Wüste schicken. Wer sich verrannt hat, kann ein Stück Ansehen durch Taten zurückgewinnen.

Damit sind wir bei Andrea Nahles. Sie wirkt nicht wie eine, die den eigenen Laden, der am liebsten Opposition in der Regierung spielt, wirklich im Griff hat. Der heimliche Parteivorsitzende heißt Kevin Kühnert. Der Juso-Chef setzte durch, dass die SPD Maaßens Abgang verlangte, als die Affäre schon am abklingen war. Diese
Koalition und ihre Vorsitzenden stehen auf tönernen Füßen. Man muss kein Prophet sein, um nicht mehr an einen Fortbestand bis 2021 zu glauben.