Wolfsburg. Dem Ex-VW-Chef wird vorgeworfen, schon 2014 vom Abgasproblem gewusst zu haben.

Der ehemalige VW-Konzernchef Martin Winterkorn soll sich für den Abgas-Betrug vor Gericht verantworten. Die US-Justiz hat Anklage gegen den einstigen Top-Manager erhoben und Haftbefehl erlassen. Ob es in den USA tatsächlich zu einem Verfahren kommt, steht aber in den Sternen. Deutschland liefert keine Staatsbürger an die USA aus.

In der in Detroit veröffentlichten Anklageschrift wird Winterkorn vorgeworfen, bereits 2014 von den Unregelmäßigkeiten bei den Abgaswerten gewusst zu haben. Zudem soll er im Juli 2015 in einer Sitzung in der Wolfsburger VW-Zentrale zugestimmt haben, die Betrugs-Software gegenüber den US-Behörden geheim zu halten. Zwei Monate später war der Betrug dennoch aufgeflogen, Winterkorn erklärte seinen Rücktritt. Er hat zwar die politische Verantwortung für den Skandal übernommen, eine direkte Beteiligung jedoch abgestritten. Winterkorn ist nicht mehr in Diensten des Autobauers.

Vom Anwalt Winterkorns war gestern keine Stellungnahme zu erhalten. Von VW hieß es: „Volkswagen kooperiert weiterhin vollumfänglich mit dem US-Justizministerium in Bezug auf Handlungen von Individuen. Es wäre nicht angemessen, zu individuellen Verfahren Stellung zu nehmen.“ Ähnlich zurückhaltend äußerte sich das Land Niedersachsen als VW-Ankeraktionär.

Auch die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt gegen Winterkorn – wegen des Abgas-Betrugs und in diesem Zusammenhang zusätzlich wegen des Verdachts der Marktmanipulation, dem sich auch der neue Konzernchef Herbert Diess und der frühere VW-Finanzvorstand und aktuelle Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch ausgesetzt sehen. Der Vorwurf: Hätten sie tatsächlich schon vor September 2015 vom Betrug gewusst, hätten sie die Aktionäre entsprechend informieren müssen.