Braunschweig. Die Temperatur in Pyeongchang ist nicht so ungewöhnlich. Problematisch ist der Wind.

Unser Leser Dirk Volkmann aus Königslutter fragt:

Waren die extremen Bedingungen in Südkorea durch die Wetteraufzeichnungen der letzten Jahre nicht vorhersehbar?

Die Antwort recherchierte Johannes Kaufmann

Zu kalt für Wintersport – das klingt erst einmal wie ein Scherz. Doch bei den Olympischen Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang mussten bereits einige Wettkämpfe wegen des Wetters verschoben werden. Sportler beklagen sich über beißende Temperaturen. Ski-Springer werden bis kurz vor dem Sprung in Decken eingewickelt. BBC-Reporter haben Probleme, vor der Kamera ihre Ansagen zu machen, weil das wasserbasierte Make-Up auf dem Gesicht ge- und damit ihre Mimik einfriert. Bei Temperaturen von bis zu minus

25 Grad Celsius versagt teilweise auch die Technik.

Auch wenn es mittlerweile nicht mehr ganz so kalt ist: Vollkommen überraschend sind diese Extreme allerdings nicht. Die Winter in Pyeongchang sind lang und schneereich. Kräftige Tiefdruckgebiete tragen Luft aus Sibirien auf die koreanische Halbinsel. Entsprechend liegt laut der Meteorologischen Behörde Koreas die über 30 Jahre gemessene Tagesmitteltemperatur im Februar in Pyeongchang bei minus 5,5 Grad. Auch die Durchschnittstemperatur im Februar liegt deutlich unter Null. Als Rekord zwischen 1981 und 2010 wurden frostige minus 28,9 Grad gemessen.

Die beißende Kälte ist also nicht ungewöhnlich. Verschärfend wirkte allerdings für mehrere Tage ein scharfer Wind, der nicht so langfristig vorhersagbar ist wie Durchschnittstemperaturen. Er macht die Kälte noch deutlich schneidender und wird für Ski-Springer und Snowboarder zu einer echten Gefahr, weswegen eine Reihe von Veranstaltungen abgesagt werden mussten.

Auch das ist allerdings schon vorgekommen. Bei der Alpinen Ski-Weltmeisterschaft in Schweden 2007 mussten wegen starker Winde für drei Tage alle Wettkämpfe gestrichen werden. Entsprechend lakonisch fällt die Reaktion der Organisatoren in Südkorea aus. „Das sind Olympische Winterspiele“, kommentierte der Sprecher des Organisationskomitees Pocog, Sung Baik You.