Braunschweig. Das rät eine Hundetrainerin bei einem Angriff und fordert gegenseitige Rücksichtnahme von Hundehaltern und Passanten.

Unsere Leserin Kathrin Knoll fragt:

Wie reagiere ich am besten, wenn ein Hund mich angreift?

Die Antwort recherchierte Eske Hansen

Ein freier Hund läuft im Park auf eine Joggerin zu und schnappt nach ihrem Arm. Glücklicherweise erwischt er nur ihren Ärmel. Diese Situation hat unsere Leserin Kathrin Knoll erlebt.

„Stehen bleiben und nicht bewegen“, empfiehlt Verena Geißler, Hundetrainerin und Tierheimleiterin in Braunschweig, in einer solchen Situation. Weiter rät sie, die Arme eng am Körper zu halten, sich wegzudrehen und dem Tier auf keinen Fall in die Augen zu blicken. Diese Körpersprache signalisiere: Ich will keinen Ärger. Damit verliere der Hund das Interesse. So gehe man am besten der direkten Konfrontation aus dem Weg. Das ist natürlich leichter gesagt, als getan.

Um das Verhalten des Hundes zu verstehen, ist es hilfreich, die Ursachen zu kennen. Bei Joggern und Fahrradfahrern werde der Jagdtrieb des Hundes geweckt, so Geißler. Insbesondere junge Hunde testen ihre Grenzen noch aus und können es als Spiel sehen, Passanten anzuspringen. „Der Hund findet es lustig. Dann ist konsequente Erziehung gefragt“, so die Hundetrainerin. Als Besitzerin von drei großen Hunden ruft sie diese immer rechtzeitig ab, sobald andere Menschen in Sichtweite kommen. Dafür müsse man sein Tier richtig einschätzen können, sagt Geißler. Wenn der Hund nicht hört, müsse er natürlich an der Leine geführt werden. Grundsätzlich gelte in Deutschland kein Leinenzwang. Eine Ausnahme bildet die Brut- und Setzzeit vom 1. April bis zum 15. Juli und Einschränkungen in privaten Parks und Wäldern.

Geißler sieht das größte Problem in der fehlenden Rücksicht. „Hundehalter müssen mitdenken.“ Wenn einige Hunde besser erzogen wären, würde es auch weniger Hundehasser geben, mutmaßt Geißler.

Doch auch die Passanten, die Hunden begegnen, können etwas tun. Grundsätzlich rät sie, bei Hunden an der Leine mehr Abstand zu halten. Denn sie würden nicht ohne Grund angeleint sein und könnten durch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit schneller aggressiv werden. Jogger sollten langsamer laufen und in einem Bogen an dem Hund vorbeigehen. Dehnübungen könnten Hunde durch die ungewohnten Bewegungen irritieren.

„Unsere Gesellschaft verlangt den Hunden viel ab“, ergänzt Geißler. Oft dürften sie kein Hund mehr sein und müssten vieles ertragen. Wenn ihn ein wildfremder Mensch streichelt, wird von dem Vierbeiner erwartet, brav zu sein, obwohl das gegen jede Logik spreche. „Man weiß nie, wie der Hund tickt“, warnt Geißler. Es sollte sich also jeder überlegen, ob er einen unbekannten Hund anfasst und die Halter sensibler Hunde seien gut beraten, ihre Hunde anzuleinen.

Geißler sieht ein Problem schon bei der Anschaffung des Hundes. „80 Prozent der Hundefreunde unterschätzen die Erziehung.“ Die Tiere landen dann oft bei ihr im Heim. Ein großes Problem sei die Wahl der falschen Rasse. „Die Leute gehen oft nach Optik“, so Geißler. Dass diese Hunde gar nicht zu ihnen und ihrem Leben passen, sei dann Nebensache, sagt die Hundetrainerin.