Braunschweig. In unserer Region ist der Monat feucht und düster – mit deutlich unterdurchschnittlicher Sonnenscheindauer.

Unsere Leserin Bettina Bertram fragt auf unserer Facebook-Seite:

Es hat sehr viel geregnet. Nun ja, wir haben November, und da ist leider nichts anderes zu erwarten als dunkle Tage, oder?

Die Antwort recherchierte Johannes Kaufmann

Zumindest gefühlt ist der November der unbeliebteste Monat des Jahres. Es wird kalt, es regnet ununterbrochen, und die Sonne lässt sich wochenlang nicht blicken. Das aktuelle Exemplar dieses deprimierendsten aller Monate scheint dies zu bestätigen: Der November ist selbst für seine bescheidenen Verhältnisse ziemlich düster und nass.

Sonnenstunden in Niedersachsen im November

Lediglich 24,2 Stunden schien hier bisher die Sonne. Das hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) in seiner Wetterstation in Braunschweig ermittelt. Bei gleichbleibender Sonnenscheindauer käme man für den gesamten Monat auf gerade einmal rund 28 Stunden. „Der Monat ist diesmal insgesamt relativ trübe. Deutschlandweit sind wir bei knapp 80 Prozent der mittleren Sonnenscheindauer“, sagt der Pressesprecher des DWD mit dem treffenden Namen Gerhard Lux. Und Niedersachsen liege dabei auch noch am unteren Rand. So meldeten die Wetterstationen Braunlage und Borkum bisher jeweils knapp 46 Prozent der rund 53 Stunden mittlerer Sonnenscheindauer für November. Sonniger als üblich ist es hingegen in Teilen Mecklenburg-Vorpommerns, Bayerns und im Berliner Raum.

Ähnlich düster ist wie in Niedersachsen ist es in manchen Regionen Nordrhein-Westfalens und Hessens. „Die Mitte Deutschlands bekommt momentan nicht viel Sonne ab“, sagt Lux. Das sei im November nicht ungewöhnlich. „Die Großwetterlage kann zu dieser Zeit sehr stabil sein. Da gibt es dann Gegenden, in denen für mehrere Wochen praktisch keine Sonne scheint.“

Und es regnet. Laut Wetterdienst wurde in diesem Monat in Braunschweig jeder Quadratmeter bereits mit 80 Litern Niederschlag bedacht. „Da werden wir bis zum Monatsende mindestens 60 Prozent über dem Durchschnitt landen“, sagt Lux. Es ist also deutlich feuchter als normal – bei einer Durchschnittstemperatur von knapp über sechs Grad Celsius aber auch relativ mild (Durchschnitt: unter 5,5 Grad Celsius).

Vor allem zu Beginn des Monats herrschten in einigen Regionen Deutschlands geradezu frühlingshafte Temperaturen. Im Südwesten des Landes zeigten die Thermometer in der vergangenen Woche bis zu 20 Grad Celsius. In den kommenden Tagen soll es nun aber deutlich kälter werden.

Dunkel und Nass. So kann der November sein – muss er aber nicht. Die Daten des DWD zeigen: Der November ist ein Monat mit großen Schwankungen. 1987 etwa schien in Braunschweig für nur 9,2 Stunden die Sonne. Der November zwei Jahre später wiederum verwöhnte die Stadt mit 111 Stunden Sonnenschein.

Insgesamt ist der Monat zudem deutlich besser als sein Ruf. Dass sich etwa Menschen vermehrt in den düsteren Herbstmonaten das Leben nehmen würden, ist ein Mythos. Das belegen Statistiken aus weit mehr als einem Jahrhundert und aus vielen Ländern der Welt. Tatsächlich steigt die Suizidrate im späten Frühling und zu Beginn des Sommers.

Auch bei anderen Todesursachen ist der November keineswegs auffällig. Laut dem Statistischen Bundesamt ist die allgemeine Todesrate in den Monaten Dezember, Januar und März am höchsten. Epidemiologische Studien zeigen, dass vor allem extreme Temperaturen die Sterblichkeit in die Höhe treiben.

Darüber hinaus ist der November auch keinesfalls der dunkelste Monat. Mit seinen rund 50 Sonnenstunden im Mittel liegt er vor dem Januar mit 45 Stunden und vor allem dem Dezember mit etwas mehr als 35 Stunden. Mehr noch: Das 30-jährige Jahresmittel des Monats zeigt einen klaren Trend nach oben. Die Zahl der Sonnenstunden im November nimmt also zu. 1980 lag dieser Mittelwert noch bei 45 Stunden. Das mag am Klimawandel liegen. Auch bei Dezember, Januar und März sind solche Trends aus den Daten des DWD abzulesen. Insgesamt steigt die Zahl der Sonnenstunden im Jahr. Auffällige Ausnahmen sind Juni und September, wo sich ein leicht gegenläufiger Trend abzuzeichnen scheint.

Die sonnenreichsten Monate sind übrigens Mai und Juli mit je 210 Sonnenstunden im Mittel.