Berlin. Der Israeli Ofer Eliakin verlor seine Schwägerin beim Anschlag. Sein Bruder liegt im Koma.

„Es ist frustrierend“, sagt Ofer Eliakin und verzieht das Gesicht zu einem verzerrten Lächeln, das großer Verzweiflung entspringt. Jahrelang sei die Familie in Israel mit Anschlägen und Terror konfrontiert gewesen, und es ist nichts passiert – aber als sein Bruder Rami zusammen mit seiner Ehefrau Daliya in Berlin auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz einen Glühwein trank, schlug der Terror zu. Daliya Eliakin ist eines der zwölf Opfer, das durch den Anschlag getötet wurde. Ofers Bruder Rami wurde schwer verletzt. Er liegt im künstlichen Koma, sein Zustand sei ernst aber stabil, sagen die Ärzte.

Für die Familie Eliakin aus Herzliya bei Tel Aviv begann der Albtraum am Montagabend. „Wir erfuhren von dem Anschlag in Berlin, haben uns aber nicht vorstellen können, dass sie involviert sind“, sagt Ofer. Erst als er am nächsten Morgen keinen Kontakt zu seinem Bruder und seiner Schwägerin aufnehmen konnte, wurde er nervös. Er setzte sich mit dem Hotel in Verbindung, in dem das Paar untergebracht war. Die Angestellten stellten fest, dass niemand im Zimmer übernachtet hatte.

Ofer flog sofort nach Berlin. Als er landete, wurde er von Mitarbeitern der israelischen Botschaft empfangen. Sie hatten herausgefunden, dass Rami schwer verletzt im Krankenhaus lag. Von Daliya fehlte jede Spur. „Rami hatte bereits zwei Operationen hinter sich“, sagt sein Bruder. „Ich sah ihn, er sah fürchterlich aus.“ Aber die Ärzte versicherten ihm, dass er nicht in Lebensgefahr schwebe. Der 63-Jährige hat schwere Verletzungen an Beinen und Hüfte erlitten. Inzwischen waren auch die beiden Söhne des Paares in Berlin eingetroffen.

Am Mittwochnachmittag erhielt die Familie die Nachricht, dass Daliya nicht unter den Verletzten in den Krankenhäusern ist. In der Nacht erfolgte die offizielle Bestätigung an die israelische Botschaft, dass sie als eines der zwölf Todesopfer identifiziert wurde. Ofer erzählt über seine 60-jährige Schwägerin, sie sei ein lebensfroher Mensch gewesen. „Sie kam nie zur Ruhe, plante ständig neue Reisen, sie mochte die Atmosphäre auf Festen wie dem Weihnachtsmarkt“, sagt Ofer. „Sie waren zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.“

Noch in der Nacht zu Freitag hat Ofer Eliakin zusammen mit einem Sohn den Sarg in die Heimat überführt. Die Beerdigung soll am Freitag stattfinden.

Der andere Sohn bleibt in Berlin bei seinem Vater. Zwei weitere Operationen stehen noch an. „Prinzipiell wird er wieder laufen können“, sagt der ärztliche Direktor des Wenckebach-Krankenhauses, Peter Albers. „Aber es wird nicht wieder so sein wie davor. Nach so einer Traumatisierung bleibt immer etwas zurück.“ Das Krankenhaus war auf die Behandlung von Anschlagsopfern nach Albers Angaben gut vorbereitet. Seit zehn Jahren werde das Personal geschult, „leider ist der Fall jetzt eingetreten“, sagt Albers.

In Berliner Krankenhäusern werden nach dem Anschlag noch 26 Patienten behandelt, darunter zwölf mit schwersten Verletzungen. Die Zahl der Todesopfer ist bislang nicht gestiegen. Allerdings befänden sich noch Patienten in kritischer Verfassung.