Ankara. Der Staatschef durfte nicht zu Demonstranten sprechen. Deshalb wird der deutsche Gesandte einbestellt.

Im Streit um die Pro-Erdogan-Demonstration in Köln hat das türkische Außenministerium den Gesandten der deutschen Botschaft in Ankara einbestellt. Der Termin fand am Montag statt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Einzelheiten des Gesprächs wurden zunächst nicht bekannt.

„Es ist gute Gepflogenheit, einer solchen Einladung Folge zu leisten.“
„Es ist gute Gepflogenheit, einer solchen Einladung Folge zu leisten.“ © Martin Schäfer, Sprecher des Auswärtigen Amtes, über die Einbestellung des deutschen Gesandten

Hintergrund der Einbestellung war, dass Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sich am Sonntag nicht per Videoleinwand an die Demonstranten in Köln wenden durfte. Die türkische Regierung hatte daran scharfe Kritik geübt.

Botschafter Martin Erdmann ist im Urlaub außer Landes, daher nahm der Gesandte Robert Dölger – sein Stellvertreter – den Termin wahr. Der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Martin Schäfer, spielte die Einbestellung herunter. Die Bitte zum Gespräch sei zwischen Staaten eine „tagtäglich vorkommende Normalität“, sagte er in Berlin. „Das ist zunächst einmal nichts Außergewöhnliches. Es ist gute Gepflogenheit, einer solchen Einladung Folge zu leisten.“

Es gebe auch keine Überlegungen, den Botschafter abzuziehen. „Das wäre auch kontraproduktiv, so etwas zu tun. Der Abbruch von Dialog und Kommunikation wäre ganz sicher nicht das richtige Mittel.“

Tatsächlich wird der deutsche Botschafter in der Türkei wegen der zahlreichen Streitpunkte zwischen Berlin und Ankara in bemerkenswerter Häufigkeit einbestellt. Zuletzt geschah das am 2. Juni, als der Bundestag die Völkermordresolution zu den Armeniern verabschiedete. Auch damals nahm Dölger den Termin wahr.

Unionsfraktionschef Volker Kauder hat ein deutliches Bekenntnis zu Deutschland von den hier lebenden Türken gefordert. „Die Bürger müssen sich in erster Linie zu dem Staat bekennen, in dem sie leben“, sagte er der in Bielefeld erscheinenden „Neuen Westfälischen“.

Ein Fußballspieler müsse sich auch für eine Nationalmannschaft entscheiden. Generell bedenklich sei es, wenn die türkische Regierung und die AKP versuchten, ihre Anhänger in Deutschland zu beeinflussen. „Das schadet der Integration“, sagte Kauder. dpa/epd