Braunschweig. Die neue interaktive Mietkarte zeigt: In Braunschweig und Wolfsburg, aber auch in den Speckgürtelgemeinden wird es zuweilen teuer.

Unser Leser Emanuel Chmielarski bemerkt auf unseren Facebookseiten:

Vielen Wohnungssuchenden dürfte klar werden, wo sie sich Wohnen nicht mehr leisten können.

Zum Thema recherchierte Andre Dolle

Zwischen 2012 und 2015 sind in unserer Region die Mietpreise bei Neuvermietungen in der Stadt Gifhorn am stärksten gestiegen. Und zwar um 36 Prozent. Sie liegen nun im Schnitt bei 7,49 Euro pro Quadratmeter. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Wolfsburger Stadtteile Detmerode, Hattorf, Heiligendorf, Rabenberg und Westhagen mit einem Plus von 27 Prozent und die Braunschweiger Stadtteile Mascherode, Rautheim und Südstadt mit einem satten Zuwachs von rund 24 Prozent.

Mit diesen und vielen, vielen weiteren Daten haben wir unsere neue interaktive Mietkarte gefüttert. Sie bieten die Grundlage für einen Überblick über die aktuellen Mietpreise in der Region auf Postleitzahlenebene.

Die Karte ist quasi selbsterklärend. Über einen Regler legen Sie Ihr verfügbares Haushaltseinkommen fest. Je nach Einstellung verändert sich dann die Regions-Karte, die einzelnen Städte und Gemeinden färben sich unterschiedlich ein: Je höher der Anteil der Miete am Haushaltseinkommen ist, desto mehr changiert die Färbung von grün oder orange bis hin zu tiefrot. Wird die Fabe rot, wird es bedenklich, denn dann übersteigt die Warmmiete das eigene Budget.

Ein Blick auf unseren Wohnungsmarkt-Barometer genügt also, um zu erkennen, was beim Mieten-Geplauder nur gefühlte Wahrheit ist. Braunschweig-Riddagshausen zum Beispiel zählt zur Postleitzahl 38104. Hier liegen in Braunschweig die Preise bei Neuvermietungen mit 8,37 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter am höchsten. Ein Klick auf unsere Mietkarte zeigt das.

Innerhalb Wolfsburgs gibt es kaum Stadtteile mit Mietpreisen unter 8 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Lediglich in Wolfsburg-Westhagen oder Detmerode zahlt man mit 6,97 Euro weniger. In den Landkreisen liegen die Mietpreise zumeist in den Speckgürtelgemeinden und zum Teil auch in den Kreisstädten am höchsten. In der Gemeinde Meine im Kreis Gifhorn zum Beispiel müssen Mieter 8,31 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter zahlen.

Dafür ist die Kaufkraft, die in der Karte ebenfalls mit eingeflossen ist, in den Speckgürtelgemeinden zumeist relativ bis sehr hoch. Die Gemeinde Schwülper im Kreis Gifhorn bei Braunschweig etwa ist die einzige in der Region, in der die Haushalte im Schnitt über 5000 Euro pro Monat verfügen. Der Durchschnitt liegt in Schwülper sogar bei exakt 5113 Euro.

Clausthal-Zellerfeld ist das andere Extrem in der Region, was die Kaufkraft betrifft. Hier verfügen die Haushalte im Schnitt über lediglich 2293 Euro pro Monat. Das liegt sehr wahrscheinlich an den knapp 5000 Studenten der TU Clausthal. Diese drücken den Schnitt natürlich.

Ein weiterer Aspekt ist der Anteil der Warmmiete in Prozent an der Haushaltskaufkraft. Auch dieser ist bei der Erstellung der Karte mit eingeflossen. In den Salzgitteraner Stadtteilen Osterlinde, Reppner, Lesse, Lichtenberg und Bruchmachtersen geben die Menschen anteilig am wenigsten für ihre Miete aus. Es sind lediglich 13,1 Prozent. Das liegt natürlich daran, dass auch die Mietpreise mit 5,03 Euro recht günstig sind. Ebenso gab es hier seit 2012 lediglich eine Steigerung von moderaten 5 Prozent.

Im östlichen Ringgebiet in Braunschweig hingegen, einem angesagten Stadtteil mit hohen Mietpreisen, geben die Mieter anteilig am meisten aus. Hier macht die Warmmiete im Schnitt 25 Prozent der Kaufkraft aus.

SO FUNKTIONIERT DIE NEUE INTERAKTIVE MIETKARTE

Alle gelieferten Mietpreise sind Angebotsmieten, also Preise für Neuvermietungen. Diese werden von der Firma Empirica-Systeme GmbH aus über 100 Inseratquellen gesammelt und anschließend durch die CBRE-Gruppe ausgewertet. Die Gruppe ist mit 70 000 Mitarbeitern weltweit das größte Dienstleistungsunternehmen auf dem gewerblichen Immobiliensektor.

Im Unterschied zu Bestandsmieten, die auf abgeschlossenen Mietverträgen aus der Vergangenheit basieren, spiegeln Angebotsmieten die Werte aus den aktuellen Wohnungsinseraten vor Abschluss eines Mietvertrags wieder. Zur Ermittlung der Warmmieten wurden zur nettokalt erfassten Angebotsmiete pauschalisierte Nebenkosten von 2,06 Euro je Quadratmeter addiert. Hierbei sind Daten des Deutschen Mieterbundes für das Land Niedersachsen zugrunde gelegt.

Die durchschnittliche Kaufkraft je Einwohner auf Postleitzahlebene wird jährlich von der Michael Bauer Research GmbH ermittelt. Zu diesem Zweck werden das Nettoeinkommen aus den amtlichen Lohn- und Einkommenssteuerstatistiken, sonstige Erwerbseinkommen, Renten und Pensionen, Arbeitslosengeld und Arbeitslosengeld II, Kindergeld, Sozialhilfe, Bafög und Wohngeld ausgewertet. Das bewährte Prognoseverfahren soll präzise Schlüsse auf die Kaufkraft der Haushalte vor Ort erlauben. Die Firma CBRE hat die Kaufkraft und die Mietpreise in unserer Region analysiert und in einen Zusammenhang gestellt.

Unsere Zeitung hat die gesammelten Daten als Grundlage für die interaktive Mietkarte genutzt. CBRE hat dieses Verfahren zuvor erst einmal mit einer Tageszeitung in Deutschland durchgeführt. Dabei handelt es sich um die „Berliner Morgenpost“, die wie unsere Zeitung zur Funke Mediengruppe gehört. Gestützt auf die Erfahrungen der Berliner Morgenpost und zusammen mit ihrem Interaktiv-Team hat unsere Zeitung die Mietkarte erstellt. Sie soll Mietern, aber auch Vermietern wichtige Hinweise über den Mietmarkt bieten. Sie ist eine Ergänzung zum Mietspiegel in Braunschweig und im Kreis Peine. Im Rest der Region gibt es bisher gar keinen Mietspiegel.

Zu finden ist die Karte unter:

interaktiv.braunschweiger-zeitung.de/mietkarte-braunschweig/

Die Karte ist auch per Smartphone zu lesen. Nutzen Sie einfach diesen QR-Code: