Hannover. Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) stellt ihre neue Umfrage vor.

Unser Leser, der sich auf unseren Internetseiten Hahn nennt, meint:

Die Lehrer sollten sich der Umfrage verweigern. Stattdessen sollten die Lehrer jede nicht gegebene Unterrichtsstunde akribisch erfassen und dem Ministerium melden, wie das in anderen Bundesländern bereits praktiziert wird.

Die Antwort recherchierte Michael Ahlers

Die Zukunft der niedersächsischen Schulen soll am Dienstag in einem Hotel in Hannover Gestalt annehmen.

„Mehr Zeit für gute Schule“ heißt das vielversprechende Motto, unter dem Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) und der Wissenschaftler Peter Paulus von der Lüneburger Leuphana-Universität eine Online-Umfrage bei rund 86 000 Lehrern vorstellen wollen. Sie startet am Mittwoch. Und ein Verweigern, wie es unser Leser fordert, werden offenbar weder die GEW noch der Philologenverband ihren Mitgliedern empfehlen.

„Das ist eine der größten Umfragen unter Lehrkräften deutschlandweit. Auch von der Themenstellung her ist das nach meiner Kenntnis einzigartig“, hatte Heiligenstadt im Interview mit unserer Zeitung gesagt. Dagegen forderte der Philologenverband zum Wochenauftakt, die Befragung zu stoppen und erst einmal nachzubessern.Der „Fragebogen“ werde in seiner jetzigen Form in keiner Weise den Forderungen der Lehrerschaft gerecht, ihre Arbeitsbelastungen konkret zu erfassen, heißt es in einer Mitteilung.

In den Fragekomplexen, sechs waren es in Entwurfsfassungen der Umfrage, gehe es vor allem um Reformvorhaben der Regierung, sagen die Philologen: Inklusion, Sprachförderung und interkulturelle Bildung, Ganztagsschule.

Auch die Themenbereiche Unterricht, Kooperationen der Schule mit anderen Einrichtungen und Fragen zur Schulleitung sind danach geplant. „Wenn andere mich ansprechen, kommt es vor, dass ich mürrisch reagiere“, heißt eine Frage im Entwurf. Andere Fragen zielen zum Beispiel auf Häufigkeit und Nutzen von Konferenzen. Auf einer Skala können die Pädagogen dann angeben, welche Aussagen und Einschätzungen zutreffen.

„Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft wird sich nicht an der Ausarbeitung der Umfrage beteiligen, weil der irreführende Eindruck erweckt wird, mit ihr könnten ,belastbare Ergebnisse‘ zur Arbeitsbelastung und Arbeitszeit der Lehrkräfte gewonnen werden“, hatte die GEW im Januar knallhart verkündet.

Mittlerweile und angesichts der fertigen Fragen sieht die GEW das etwas milder. „Diese Online-Umfrage kann nicht gegen die derzeit laufende Arbeitszeitstudie der GEW ins Feld geführt werden“, sagt Landeschef Eberhard Brandt. Fragen wie nach der Unterstützung für Inklusion etwa an Grundschulen zielen außerdem auf Interessen der Gewerkschaft.

Der Philologenverband dagegen sieht sich von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) getäuscht. Der hatte beim Philologentag in Goslar „Entrümpelung“ von Bürokratie versprochen. Stattdessen, so die Philologen, gehe es nun um ein Ablenkungsmanöver. Sowohl beim Philologenverband als auch bei der GEW heißt es zum Thema Boykott, Lehrer könnten sehr wohl selbst entscheiden, ob sie bei der Umfrage mitmachen. Insider glauben, dass viele Lehrer die Umfrage abbrechen werden – wegen umfangreicher, aber zu harmloser Fragen. Beim kurzfristigen Stundenausfall verwies das Land bislang auf Pauschalwerte – das reiche aus.