Hannover. Zum Auftakt von Obamas Besuch betonen der US-Präsident und Kanzlerin Merkel ihre Partnerschaft.

Wäre Barack Obama der „Bachelor“ in der berüchtigten TV-Show, die Rose müsste klar an Angela Merkel gehen.

Der US-Präsident steht Seite an Seite mit der Kanzlerin im Schloss Herrenhausen, die üblichen Stehpulte sind aufgebaut, die Szenerie im Saal ist nüchtern.

Und Obama? Lächelt, preist „Angelas“ Humor. „Du bist während meiner gesamten Präsidentschaftszeit eine Vertraute gewesen“, sagt er. Merkel lobt Obama auch, sie duzt ihn. Bevor Obama und Merkel gemeinsam vor die Medien getreten sind, haben sie im Schloss gut eineinhalb Stunden die „gesamte Bandbreite der internationalen Agenda“ (Merkel) besprochen, oder zumindest damit angefangen: Syrien und den Terror, die Kritik am transatlantischen Handelsabkommen „TTIP“, die Flüchtlingsfrage, den Ukraine-Konflikt.

Ohne Ehefrau Michelle ist Obama aus London in Hannover eingeflogen. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) empfängt den Gast am Flughafen Langenhagen, bei Schnee und leichtem Hagel. „Ich habe mich bei ihm für das schlechte Wetter entschuldigt“, sagt Weil ironisch zum kurzen Treffen mit Obama. Während Merkel per Hubschrauber nach Herrenhausen kommt, nimmt Obama den Wagen. Um kurz nach 17 Uhr kommen beide dann zum „Pressegespräch“. Um 18 Uhr müssen sie schon im Kongresszentrum im Zooviertel von Hannover sein, zur Messe. „Ich denke immer daran, dass um 6 Uhr die Eröffnung ist“, entschuldigt sich Merkel einmal, als sie eine Frage vergessen hat. Doch wer erwartet hat, dass Merkel und Obama nach kurzen Statements und dem Beantworten von ein, zwei Fragen wieder Politik hinter den Kulissen machen, täuscht sich. Rund 50 Minuten dauert der Auftritt. Besonders wichtig sei die Zusammenarbeit im Bereich der Sicherheit, sagt Obama. Der Gedanke an die schrecklichen Zustände in Syrien beschäftige ihn jeden Tag. Obama denkt dabei nicht an Schreibtischarbeit, er meint es offensichtlich ernster. Auch beim Austausch von Informationen würden die USA und Deutschland sehr eng zusammenarbeiten, sagt er. Dass US-Geheimdienste sogar Merkels Handy abhörten, dafür hat sich Obama seinerzeit persönlich bei Merkel entschuldigt. Vertiefen will an diesem Tag niemand das Thema. Um Wirtschaftsthemen, sagt Merkel eingangs, werde es ja bei der Messe-Eröffnung noch gehen. Beide verteidigen dann aber doch TTIP. Obama will das Handelsabkommen 2016 zumindest noch ausverhandelt sehen, Kritiker fürchten einen Abbau von Sozialstandards durch das Abkommen. Obama mahnt in der Pressekonferenz, man solle die Fakten sehen. Fragen nach Zugeständnissen an die Kritiker blockt er ab: das sei eine Sache der Verhandler. „Wir sollten uns sputen“, mahnt Merkel zum Tempo bei „TTIP“.

Kein Blatt passe zwischen die Kanzlerin und ihn, zeigt Obama mit den Händen an. Da geht es nochmal um Syrien und um Sicherheitszonen dort. Obama sieht praktische Probleme, welche Truppen solche Zonen sichern sollen und wie. Merkel erläutert, es gehe um Gebiete, in denen die Menschen sich sicher fühlen können, als Resultat von Verhandlungen. Immerhin drängt Obama aber die Nato, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen. Das Ziel hat die Nato selbst erklärt.

„Sie ist auf der richtigen Seite der Geschichte“, lobt Obama Merkels Haltung in der Flüchtlingsfrage, auch die Deutschen bewundere er dafür. „Vielleicht weil sie einmal selbst hinter einer Mauer gelebt hat“, sagt Obama. Für Deutschland und die Welt sei es jedenfalls großartig, dass „Angela“ da sei. Am Montag will Obama eine weitere Rede auf der Hannover-Messe halten. Sie könnte nüchterner ausfallen als die Flitterstunden von Herrenhausen.