Braunschweig. Trotz Mangels wird im Nahen Osten viel Wasser verschwendet.

Unsere Leserin Elke Klug aus Schöningen fragt:

Die Palästinenser gehen sorglos mit ihrem Wasser um. Wie ist da die Problematik?

Die Antwort recherchierte Johannes Kaufmann

Wasser ist ein Streitthema im Nahost-Konflikt. Im Februar 2014 beklagte der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, dass Israelis 70 Liter Wasser pro Tag zur Verfügung hätten, Palästinenser aber nur 17. Die von Schulz zitierten Zahlen waren grob falsch. Er habe sie nicht geprüft, so Schulz später. Selbst nach Angaben der palästinensischen Statistikbehörde verbrauchen Palästinenser im Schnitt pro Tag ein Vielfaches der von Schulz genannten Menge. Die konkreten Zahlen sind umstritten.

Die Ursachen der zum Teil schlechten Wasserversorgung vor allem in Gaza sind ausgesprochen kompliziert. Der Streit um Wasserrechte spielt eine Rolle, unter anderem weil der Niederschlag über dem Westjordanland versickert und größtenteils in Quellen auf israelischem Gebiet wieder zutage tritt. Zur Schlichtung des Streits gibt es seit 1995 einen gemeinsamen israelisch-palästinensischen Wasserausschuss (JWC).

Schlechtes Wassermanagement

Aber: Einen sorglosen Umgang mit der kostbaren Ressource kritisiert unsere Leserin zurecht. In den Palästinensergebieten geht nach Angaben der Palästinensischen Autonomiebehörde jeder dritte Liter durch defekte Leitungen verloren. Die palästinensische Wasserbehörde hat die Hälfte der vom JWC zur Nutzung freigegebenen Quellen nicht erschlossen. Gleichzeitig wurden mehr als 200 Quellen illegal und nicht sachgemäß angezapft. Beim Fluten von Feldern in der Landwirtschaft verdunstet viel Wasser ungenutzt. Die Hälfte der palästinensischen Häuser verfügen über keine Wasseruhren, weswegen der Verbrauch weder kontrolliert noch bezahlt wird. Darüber hinaus wird das Abwasser in den Palästinensergebieten kaum aufbereitet, ein Großteil gelangt ungeklärt in die Flüsse und ins Grundwasser.

Israel hat seine Wasserprobleme durch eine Mischung aus gutem Management und moderner Technologie in den Griff bekommen. Das Land hat mit mehr als 70 Prozent Wiederverwertung das effizienteste Wasserrecycling der Welt. Der Verlust in den Leitungen konnte auf etwa 10 Prozent reduziert werden. In der Landwirtschaft senkt Tröpfchenbewässerung den Verbrauch. Darüber hinaus verfügt das Land über moderne Entsalzungsanlagen.