Braunschweig. Deutsche Mediziner sollen einem Schema folgen, um die Krankheit zu erkennen.

Unsere Leserin Christine Georgi fragt auf unserer Facebook-Seite:

Ich habe Angst davor, dass Ebola hier nicht gleich erkannt wird. Sind wirklich alle Ärzte geschult, eine Ansteckung zu erkennen?

Ebolagrafik

Die Antwort recherchierte Johannes Kaufmann

Das Szenario ist aus Katastrophenfilmen bekannt: Eine Seuche bricht aus und Kranke können die Infektion verbreiten, weil Ärzte die falsche Diagnose stellen. Diese Gefahr sei bei Ebola allerdings kaum gegeben, sagt Professor Gérard Krause, Leiter der Abteilung Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Denn: „Obwohl die anfänglichen Symptome von Grippe und Ebola sich tatsächlich ähneln können, umfasst die ärztliche Anamnese auch immer die Frage nach einem kürzlich erfolgten Auslandsaufenthalt. Dadurch kann der Arzt auch bei unspezifischen Symptomen Ebola rasch ausschließen.“

Auch die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) heben die Vorgeschichte des Patienten für die Diagnose hervor. Bei hohem Fieber und typischen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Blutungen solle der Arzt vorsichtshalber Schutzkleidung anlegen und klären, ob der Patient Kontakt zu Ebola-Fällen – etwa in Westafrika – oder zu Fledermäusen oder Flughunden hatte, oder ob er beruflich mit Viren arbeitet. Trifft nichts davon zu, ist der Ebola-Verdacht ausgeräumt.

Ist der Verdacht jedoch begründet, zum Beispiel weil der Patient kurz zuvor in Westafrika war, muss der Arzt das Gesundheitsamt informieren. Der Patient wird dann isoliert und gegebenenfalls in eine Spezialklinik verlegt.

Diesem Schema seien auch die Rettungssanitäter und ein Wolfenbütteler Amtsarzt gefolgt, die am Dienstag für mehrere Stunden warteten, bevor sie ein Flüchtlingshaus in Cremlingen betraten, um einen kranken Mann aus Eritrea zu behandeln. Das erklärte Dr. Dorothea von Nicolai, Leiterin des Wolfenbütteler Gesundheitsamts, auf Anfrage unserer Zeitung.

Der Arzt habe zunächst keine Informationen über die Vorgeschichten des Kranken gehabt, da keine Verständigung möglich gewesen sei. Darum habe man außerhalb des Hauses auf einen Dolmetscher gewartet. Als dieser schließlich eintraf und erklären konnte, dass der Mann aus Eritrea in Ostafrika und nicht aus Westafrika stammt und außerdem bereits seit längerer Zeit in Deutschland ist, habe der Amtsarzt den Ebola-Verdacht ausgeräumt. Der Flüchtling wurde ins Klinikum Wolfenbüttel gebracht.

Professor Krause ist überzeugt, dass solche Maßnahmen eine Ausbreitung von Ebola in Deutschland und anderen Ländern mit gut funktionierendem Gesundheitssystem nahezu ausschließen können. Darüber hinausgehende Maßnahmen wie etwa die grundsätzliche vorsorgliche Isolierung von Menschen mit Grippesymptomen hält er nicht für sinnvoll: „Nur Personen mit begründetem Ebola-Verdacht sowie Kontaktpersonen von Ebola-Patienten müssen unter Beobachtung gestellt werden.“

Anders als die Grippe ist das Ebola-Virus nicht über die Luft übertragbar. Eine Infektion erfolgt von Mensch zu Mensch über Körperflüssigkeiten wie Blut oder Speichel. Patienten seien erst dann ansteckend, wenn sie bereits Symptome der Krankheit zeigen, erklärt Professor Krause.

Die Bevölkerung müsse keine besonderen Vorkehrungen treffen, um sich vor der Krankheit zu schützen, sagt der Epidemiologe. „Einzig Reisen in die betroffenen Gebiete in Westafrika sollte man derzeit sorgfältig abwägen.“