Braunschweig. Der Mann wird in Texas behandelt. Experten warnen vor Panik.

Unser Leser Michael Lotsch aus Salzgitter fragt:

Weshalb wird nicht wenigstens der Flugverkehr von und nach Ländern, in denen Ebola grassiert, unterbunden?

Ebola-Infektion

Die Antwort recherchierte Johannes Kaufmann mit unseren Agenturen

„Ansteckend sind die Erkrankten erst, wenn die Symptome der Krankheit auftreten.“
„Ansteckend sind die Erkrankten erst, wenn die Symptome der Krankheit auftreten.“ © Gérard Krause, Epidemiologe, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung.

Vor rund zehn Tagen ist der Mann mit dem Flugzeug aus Liberia in die USA eingereist. Am Dienstag wurde bei ihm zweifelsfrei Ebola nachgewiesen. Es ist der weltweit erste Ebola-Fall, der außerhalb Afrikas diagnostiziert worden ist. Dies teilte der Leiter der US-Gesundheitsbehörde CDC, Thomas Frieden, bei einer Pressekonferenz mit. Der Erkrankte habe erst einige Tage nach der Einreise in die USA Symptome entwickelt und sich in ein Krankenhaus in Dallas im US-Bundesstaat Texas begeben. Dort sei er auf eine Isolationsstation gebracht worden.

Besteht aufgrund der Flugverbindungen die Gefahr einer Epidemie in den USA oder Europa? Experten warnten eindringlich vor Hysterie. Das Robert Koch-Institut sieht nur eingeringes Risiko, dass Ebola eine Gefahr für Deutschland wird.

Das bestätigt auch Professor Gérard Krause, Leiter der Abteilung Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig: „Aufgrund der besseren Hygienestandards und der funktionierenden Gesundheitssysteme ist eine Epidemie in Industrieländern wie derzeit in Westafrika extrem unwahrscheinlich.“ Da das Virus nicht direkt über die Luft übertragen werde, sondern über Körperflüssigkeiten wie Blut oder Speichel, könne eine zügige Isolation der Patienten die Ausbreitung der Seuche verhindern.

Nach Einschätzung von Experten ist im Flugzeug von dem Patienten noch keine Ansteckungsgefahr ausgegangen. „In der Inkubationszeit ist ein Patient nicht infektiös“, erklärt Professor Krause. Infizierte seien erst dann ansteckend, wenn sie Symptome der Krankheit zeigten. Selbst wenn ein Erkrankter zunächst unbemerkt nach Deutschland einreise, drohe damit also noch keine Epidemie wie in Westafrika.

Als gefährlich bezeichnet Krause die Phase zwischen dem Auftreten der Symptome und der Diagnose. In dieser Zeit könne der Erkrankte andere anstecken. Wie lange es von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit dauert, lässt sich allerdings nicht genau sagen: „Die Inkubationszeit von Ebola ist sehr variabel. In einigen Fällen treten bereits zwei Tage nach der Ansteckung Symptome auf, manchmal dauert es auch bis zu drei Wochen“, so der Tropenmediziner.

Auch CDC-Chef Frieden versicherte: „Ich habe keine Zweifel, dass wir diesen Ebola-Fall kontrollieren werden, so dass die Krankheit sich hier nicht weiter verbreiten wird. Wir werden das stoppen.“ Es sei aber möglich, dass der Patient andere Menschen angesteckt habe. Alle, mit denen er seit seiner Ankunft in den USA Kontakt gehabt habe, würden nun ausfindig gemacht und unter Beobachtung gestellt. Dabei handele es sich um „eine Handvoll Menschen“, hauptsächlich Familienmitglieder.

In Deutschland haben sich inzwischen mehr als 5000 Interessenten zum freiwilligen Einsatz in den Ebola-Krisenländern gemeldet. Mit dem deutschen Botschafter in Venezuela, Walter Lindner, solle zudem ein mit Afrika und Krisenreaktionen erfahrener Diplomat die Koordination der Hilfen übernehmen, so Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.

Das Bundesinnenministerium teilte auf Anfrage mit, dass es wegen des Gesundheitsrisikos in den Ebola-Gebieten für angemessen halte, Abschiebungen nach Westafrika auszusetzen. Niedersachsen, Hamburg und Rheinland-Pfalz haben bereits erklärt, dass sie derzeit niemanden in die betroffenen Länder ausweisen.