Braunschweig. Nach Guinea, Liberia und Sierra Leone könnte nun auch Nigeria betroffen sein.

Unsere Leserin Gabie Skusa-Krempec aus Braunschweig sagt:

Ich frage mich, wie man die dramatische Lage in Westafrika schnell in den Griff bekommen will. Die Menschen dort haben Panik.

Todesfälle durch Ebola

Dazu recherchierten Cornelia Steiner und unsere Agenturen

„Viele Menschen sind so verängstigt, wie wir es nur aus Bürgerkriegs- zeiten kennen.“
„Viele Menschen sind so verängstigt, wie wir es nur aus Bürgerkriegs- zeiten kennen.“ © Gabie Skusa-Krempec vom „Projekt für Liberia“ aus Braunschweig

Binnen weniger Tage gab es Dutzende neue Todesopfer – die Ebola-Epidemie in Westafrika ist weit davon entfernt, unter Kontrolle zu sein. Nach Guinea, Liberia und Sierra Leone befürchtet jetzt auch Nigeria einen Ausbruch der tödlichen Seuche: Zwei möglicherweise mit dem Virus infizierte Menschen wurden in Lagos auf einer Krankenstation isoliert.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation starben bis zum 27. Juli 729 Menschen. Es handelt sich um den schwersten Ausbruch der Krankheit seit ihrer Entdeckung im Jahr 1976. Zudem ist es die erste Epidemie mit dem gefährlichen Zaire-Ebola-Virus in Westafrika. „Die Lage ist außer Kontrolle“, warnte Mariano Lugli, Koordinator von Ärzte ohne Grenzen in Genf. Das Virus sei nicht zu stoppen, lokale Gesundheitsbehörden seien überfordert. Sierra Leone hat den nationalen Notstand erklärt, ganze Gebiete im Osten des Landes sollen unter Quarantäne gestellt werden. Das Nachbarland Liberia hatte bereits zuvor den Notstand ausgerufen und seine Grenzen geschlossen – ebenso wie alle Schulen und viele Märkte.

In Guinea erörterten Präsidenten westafrikanischer Staaten mit Experten der Weltgesundheitsorganisation am Freitag konkrete Schritte. Die UN-Behörde hat ein 100-Millionen-Dollar-Programm (75 Millionen Euro) angekündigt. Demnach sollen in den betroffenen Ländern Hunderte zusätzliche Ärzte, Krankenschwestern, Seuchenexperten, Logistiker und Sozialarbeiter eingesetzt werden. Das Auswärtige Amt stellte weitere 500 000 Euro zur Verfügung. Damit wird die Nichtregierungsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ unterstützt.

Auch kleine Hilfsorganisationen sind seit Jahren in Westafrika aktiv – zum Beispiel das „Projekt für Liberia“ aus Braunschweig. Die Vorsitzende Gabie Skusa-Krempec hat sich am Freitag bei unserer Zeitung gemeldet – aufgeregt und besorgt: „Unsere Projektleiterin vor Ort erzählt, dass in der Bevölkerung Panik herrscht. Viele Menschen sind so verängstigt, wie wir es nur aus der Bürgerkriegszeit kennen. Kranke fliehen aus den Krankenhäusern, weil sie fürchten, sich mit Ebola anzustecken.“

Das Projekt unterstützt in der Hauptstadt Monrovia und in der Umgebung Monrovias zwei Schulen, ein Waisenhaus sowie eine Ambulanz. Rund 1000 Menschen profitieren ihr zufolge von der Hilfe aus unserer Region.

Im Moment ist die Arbeit laut Gabie Skusa-Krempec von zwei Aspekten geprägt: Erstens müssen die Projektmitarbeiter Desinfektionsmittel anschaffen – für das regelmäßige Händewaschen und für das Desinfizieren von Gebäuden, das die Regierung angeordnet hat. Allerdings hätten sich die Preise für Desinfektionsmittel innerhalb weniger Tage verdreifacht.

Zweitens müsse die Bevölkerung aufgeklärt werden: „Unsere Projektleiterin schickt Lehrer mit Taxen in die Wohngebiete und Slums, damit sie über Megafon vor den Gefahren warnen. Anders erreicht man viele nicht, denn die Hälfte der Menschen dort kann weder lesen noch schreiben.“

Eine andere Braunschweiger Hilfsinitiative in Westafrika ist der Verein „Löwe für Löwe“, der sich in Sierra Leone engagiert. Mithilfe von Spenden wurden zum Beispiel Schulen gebaut, ebenso ein Kinderhaus und eine Gesundheitsstation.

INFORMATIONEN

Mehr über die Braunschweiger Projekte finden Sie hier:

www.liberia-projekte.de

www.loewefuerloewe.de